Inter­pel­la­ti­on Feri (17.3530): Kinderpornografie

Inter­pel­la­ti­on Feri (17.3530): Kinderpornografie

Ein­ge­reich­ter Text

Sexu­el­ler Kinds­miss­brauch fin­det heu­te zuneh­mend mit­tels neu­en Infor­­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gi­en statt. Den sich rasch ent­wickeln­den Phä­no­me­nen Kin­der­por­no­gra­fie, sexu­el­ler Miss­brauch über Live­Strea­ming, Sex­ting, SNUFF-Fil­­me, usw. sind kei­ne Gren­zen gesetzt. Aktu­el­le Medi­en­be­rich­te zei­gen, dass die Staats­an­walt­schaf­ten und Poli­zei­korps mit immer kom­ple­xe­ren Fäl­len kon­fron­tiert wer­den und durch die Flut an Digi­ta­len Daten bei den Ermitt­lun­gen an ihre Gren­zen sto­ssen. In der Pra­xis ist zu beob­ach­ten, dass die Kin­der­por­no­gra­fie gra­vie­ren­der und die Opfer jün­ger wer­den.
Hell­feld­sta­ti­sti­ken (vgl. poli­zei­li­che Kri­mi­nal­sta­ti­stik 2014 – 2016) ver­zeich­nen einen Anstieg von 16 Pro­zent im Jahr 2016 gegen­über dem Vor­jahr bei den ange­zeig­ten Straf­ta­ten wegen ver­bo­te­ner Por­no­gra­fie (Art. 197 StGB).
Die­se Daten zei­gen auch, dass über 70 Pro­zent der Geschä­dig­ten Min­der­jäh­ri­ge sind. Inwie­fern Delik­te gegen die sexu­el­le Inte­gri­tät mit­tels des Gebrauchs von ICTs ver­übt wer­den, wur­de bis­her in der Schweiz nicht syste­ma­tisch erho­ben. Seit 2017 ist nun für eine Aus­wahl an Straf­ta­ten (dar­un­ter die Art. 187, 198, 197 StGB) die Erfas­sung der Varia­ble “Tat­vor­ge­hen” für die Poli­zei­korps obli­ga­to­risch. Phä­no­me­ne der Cyber­kri­mi­na­li­tät soll­ten also künf­tig in der poli­zei­li­chen Kri­mi­nal­sta­ti­stik ersicht­lich wer­den.
Ich bit­te den Bun­des­rat, fol­gen­de Fra­gen zu beantworten:

  1. Wäre er bereit abzu­klä­ren, ob die heu­te gül­ti­gen straf­recht­li­chen Grund­la­gen zeit­ge­mäss sind und genü­gend grei­fen, um Kin­der umfas­send vor sexu­el­ler Aus­beu­tung und sexu­el­lem Miss­brauch durch neue und sich rasch ent­wickeln­de Bege­hungs­for­men mit­tels ICTs zu schüt­zen, wie dies das inter­na­tio­na­le Recht vorgibt?
  2. Wäre er bereit, die Recht­spre­chung in den Kan­to­nen zu den Delik­ten gegen die sexu­el­le Inte­gri­tät von Kin­dern in einem Bericht zu ver­glei­chen und dahin­ge­hend zu prü­fen, ob sie den neu­en Phä­no­me­nen mit­tels den sich rasch ent­wickeln­den Bege­hungs­for­men (Sex­ting, SNUFF-Fil­­me, Sexu­el­ler Kinds­miss­brauch über Live­Strea­ming, sexu­el­ler Kinds­miss­brauch im Bereich Kin­der­han­del, usw.) Rech­nung tra­gen und wie sie das tun?

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 30. August 2017

  1. In ihrem Postu­lat 15.3407 “Schutz der Per­sön­lich­keits­rech­te” ersuch­te die Inter­pel­lan­tin den Bun­des­rat, in einem umfas­sen­den Bericht zu prü­fen, wie die bestehen­den Geset­ze in den digi­ta­len Raum über­tra­gen wer­den könn­ten. Sie bezog sich dar­in unter ande­rem auf die Berei­che Jugend­schutz und Ver­brei­tung von “schwe­rer” Por­no­gra­fie. Nach Auf­fas­sung des Bun­des­ra­tes geht es bei der vor­lie­gen­den Inter­pel­la­ti­on um die­sel­be Haupt­fra­ge. Er ver­weist des­halb auf sei­ne Stel­lung­nah­me vom 1. Juli 2015 zu die­sem Postu­lat. Dar­in bezog er sich auf sei­nen am 9. Okto­ber 2013 ver­ab­schie­de­ten Bericht “Recht­li­che Basis für Soci­al Media”, der zum Schluss kam, dass gegen­wär­tig kei­ne grö­sse­ren Rege­lungs­lücken ersicht­lich sei­en. Da aber in ein­zel­nen Berei­chen eine Ver­bes­se­rung durch gewis­se Geset­zes­an­pas­sun­gen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne, wer­de im Rah­men diver­ser Arbei­ten (Revi­si­on des Bun­des­ge­set­zes über den Daten­schutz [DSG; SR 235.1], Pro­gramm “Jugend und Medi­en”, Revi­si­on des Fern­mel­de­ge­set­zes [FMG; SR 784.10]) ein all­fäl­li­ger gesetz­ge­be­ri­scher Hand­lungs­be­darf auch in Bezug auf Soci­al Media abge­klärt bzw. sei bereits abge­klärt wor­den. Der Bun­des­rat kam zum Schluss, dass die im Postu­lat ange­reg­te umfas­sen­de Abklä­rung bereits vor­ge­nom­men bzw. ange­sto­ssen wor­den und dass ein wei­te­rer Bericht hier­zu nicht not­wen­dig sei.
    Den in der Stel­lung­nah­me ange­spro­che­nen Nach­fol­ge­be­richt “Recht­li­che Basis für Soci­al Media: Erneu­te Stand­ort­be­stim­mung” hat der Bun­des­rat am 10. Mai 2017 ver­ab­schie­det. Auch in die­sem Bericht erkennt der Bun­des­rat zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt kei­nen Bedarf für neue Regu­lie­rungs­mass­nah­men: Die im Soci­al-Media-Bericht 2013 auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen sind wei­test­ge­hend in den lau­fen­den Regu­lie­rungs­vor­ha­ben berück­sich­tigt wor­den. Hier ist nament­lich auf den im Rah­men der Umset­zung des Über­ein­kom­mens des Euro­pa­ra­tes zum Schutz von Kin­dern vor sexu­el­ler Aus­beu­tung und sexu­el­lem Miss­brauch vom 25. Okto­ber 2007 (Lan­­za­ro­te-Kon­­ven­ti­on; SR 0.311.40) ange­pass­ten, am 1. Juli 2014 in Kraft getre­te­nen Arti­kel 197 Straf­ge­setz­buch (StGB; SR 311.0; Por­no­gra­fie) hin­zu­wei­sen. Neu wer­den Per­so­nen bis zum voll­ende­ten 18. Alters­jahr vor der Mit­wir­kung bei sexu­el­len Dar­stel­lun­gen geschützt (Art. 197 Abs. 4 und 5 StGB); der Anwen­dungs­be­reich wur­de somit erwei­tert. Auch die Straf­dro­hun­gen in Arti­kel 197 Absatz 4 und 5 StGB wur­den teil­wei­se erhöht und der Kon­sum von ver­bo­te­ner Por­no­gra­fie wur­de unter Stra­fe gestellt. Wei­ter wird neu bestraft, wer eine min­der­jäh­ri­ge Per­son anwirbt, damit die­se an einer por­no­gra­fi­schen Vor­füh­rung mit­wirkt, oder wer sie zur Mit­wir­kung an einer der­ar­ti­gen Vor­füh­rung ver­an­lasst (Art. 197 Abs. 3 StGB). Aus dem Ansatz und der Ziel­rich­tung des Arti­kels 197 StGB ergibt sich, dass eine Viel­zahl der Geschä­dig­ten Min­der­jäh­ri­ge sind.Im Rah­men der Revi­si­on des FMG ist ausser­dem vor­ge­se­hen, die Fern­­mel­­de­­dienst-anbie­te­rin­­nen zu ver­pflich­ten, den Zugang zu nach Arti­kel 197 Absatz 4 und 5 StGB ver­bo­te­nen Inhal­ten gemäss den durch die Koor­di­na­ti­ons­stel­le zur Bekämp­fung der Inter­net­kri­mi­na­li­tät (KOBIK) geführ­ten Listen zu sper­ren. Das Eid­ge­nös­si­sche Depar­te­ment für Umwelt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on (UVEK) ist beauf­tragt, bis Sep­tem­ber 2017 eine Bot­schaft zur Ände­rung des FMG aus­zu­ar­bei­ten.
    In Bezug auf Sex­ting hat der Bun­des­rat in sei­nen Stel­lung­nah­men zur Inter­pel­la­ti­on 13.4266 Amherd “Hand­lungs­be­darf bei Sex­ting” sowie zur Moti­on 14.3367 Amherd “Sex­ting bekämp­fen” dar­ge­legt, wel­che Straf­nor­men im Zusam­men­hang mit Sex­ting zur Anwen­dung gelan­gen und wes­halb die­se Rege­lun­gen sowie die Arti­kel 28 ff. Zivil­ge­setz­buch (ZGB; SR 210) und das DSG genü­gend Schutz bie­ten. Der Stän­de­rat hat die Moti­on als Zweit­rat im Jah­re 2016 abge­lehnt; sie ist somit erledigt.
    Ange­sichts die­ser Sach­la­ge ist eine wei­te­re Abklä­rung, ob die heu­ti­gen straf­recht­li­chen Grund­la­gen zeit­ge­mäss und grif­fig sind, momen­tan nicht notwendig.
  2. Die Inter­pel­lan­tin weist sel­ber dar­auf hin, dass seit 2017 in der Poli­zei­li­chen Kri­mi­nal­sta­ti­stik (PKS) die Erfas­sung eines Tat­vor­ge­hens für Straf­ta­ten, wel­che als möglich/typisch für die Cyber­kri­mi­na­li­tät gel­ten, obli­ga­to­risch ist. Dar­un­ter fal­len auch Straf­ta­ten gemäss Arti­kel 187 (Sexu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern), 197 und 198 (Sexu­el­le Belä­sti­gun­gen) StGB. Mit die­ser Neue­rung soll dem Bedürf­nis der Behör­den und der Öffent­lich­keit, mehr zu Aus­mass und For­men der Inter­net­kri­mi­na­li­tät zu erfah­ren, Rech­nung getra­gen wer­den. Nach Ansicht des Bun­des­ra­tes soll­te die Aus­wer­tung die­ser Daten über eini­ge Jah­re abge­war­tet wer­den, bevor allen­falls ein auf­wen­di­ger Ver­gleich der kan­to­na­len Recht­spre­chung ins Auge gefasst wird.

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