Inter­pel­la­ti­on Graf-Lit­scher (18.4235): Schweiz bei Digi­tal Health abge­schla­gen: Wel­che Mass­nah­men sieht der Bun­des­rat vor?

Inter­pel­la­ti­on Graf-Lit­scher (18.4235): Schweiz bei Digi­tal Health abge­schla­gen: Wel­che Mass­nah­men sieht der Bun­des­rat vor?

Ein­ge­reich­ter Text

Die “Stra­te­gie eHe­alth Schweiz 2.0, 2018 – 2022” hat die Ein­füh­rung und Ver­brei­tung des elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­dos­siers EPD und die Koor­di­na­ti­on der Digi­ta­li­sie­rung rund um das EPD im Fokus. Die Stra­te­gie muss aber auch im Kon­text der gesell­schaft­li­chen, sozia­len und wirt­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen inner­halb der digi­ta­len Agen­da Schweiz betrach­tet wer­den. Vor die­sem Hin­ter­grund stel­le ich dem Bun­des­rat fol­gen­de Fragen:

1. Wird die eHe­alth-Stra­te­gie 2.0 mit dem engen EPD-Fokus den umfas­sen­den Anfor­de­run­gen von Digi­tal Health und der Ein­bet­tung in die digi­ta­le Ent­wick­lung der Schweiz gerecht?

2. Wes­halb wer­den wich­ti­ge Berei­che wie Selbst­ver­mes­sung zur Gesund­heits­för­de­rung (quan­ti­fi­ed self), ver­bes­ser­te Prä­ven­ti­on mit Hil­fe von Apps, ein­fa­che­re und nie­der­schwel­li­ge Gesund­heits­ver­sor­gungs­an­ge­bo­te sowie bes­se­re Behand­lungs­qua­li­tät ausgeblendet?

3. Wich­ti­ge Kon­zep­te wie per­so­na­li­sier­te Medi­zin, Cli­ni­cal Decis­i­on Sup­port oder eMe­di­ka­ti­ons­plan, Ver­sor­gungs­for­schung oder der Umgang mit Big Data wer­den in der eHe­alth-Stra­te­gie nur am Ran­de the­ma­ti­siert. Gehö­ren nicht auch Anreiz­struk­tu­ren für Prä­mi­en­zah­ler, Lei­stungs­er­brin­ger und Ver­si­che­rer zu einer umfas­sen­den eHe­alth 2.0 Strategie?

4. Wer über­nimmt die poli­ti­sche Füh­rung im Bereich Digi­ta­li­sie­rung der Schwei­zer Bevöl­ke­rung? Ver­schie­de­ne Depar­te­men­te und die Bun­des­kanz­lei haben in der Ver­gan­gen­heit Füh­rungs­an­sprü­che gestellt. Gibt es dies­be­züg­lich for­ma­le Ent­schei­de des Bun­des­rats? Wer über­nimmt die Feder­füh­rung bei der Umset­zung von Digi­tal Health?

5. Hat eHe­althSu­i­s­se genü­gend Kom­pe­ten­zen und Res­sour­cen, um zu steu­ern und zu koordinieren?

6. Wel­che Mass­nah­men erach­tet der Bun­des­rat als prio­ri­tär, um sich im Ran­king zu verbessern?

Begrün­dung

Im Digi­tal-Health-Index-Ran­king der Ber­tels­mann-Stif­tun­g/em­pi­ri­ca liegt die Schweiz abge­schla­gen auf Rang 14 von 17 Län­dern. “Erfolg­rei­che Län­der zeich­nen sich aus durch einen Drei­klang aus effek­ti­ver Stra­te­gie, poli­ti­scher Füh­rung und koor­di­nie­ren­den natio­na­len Insti­tu­tio­nen”, schrei­ben die Autoren im Vor­wort der Stu­die “#Smar­tHe­alth­Sy­stems, Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gien im inter­na­tio­na­len Ver­gleich” vom Novem­ber 2018. Dem­ge­gen­über nimmt die Schweiz bei den tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen einen guten Platz im Mit­tel­feld ein (WEF Net­work­ed Rea­di­ness Index 2016). Beste Vor­aus­set­zun­gen wären vor­han­den um Plät­ze im Digi­tal-Health-Ran­king gut zu machen.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 20.2.19

1. Bund und Kan­to­ne sind sich bewusst, dass die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on des Gesund­heits­sy­stems weit mehr umfasst, als die Ein­füh­rung des elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­dos­siers (EPD). Ange­sichts der gro­ssen Her­aus­for­de­run­gen, die im Hin­blick auf die Ein­füh­rung und Ver­brei­tung des EPD von den betrof­fe­nen Akteu­ren zu mei­stern sind, haben sich Bund und Kan­to­ne im Früh­ling 2018 für einen engen Fokus der “Stra­te­gie eHe­alth Schweiz 2.0 2018 – 2022” (www.e‑health-suisse.ch Start­sei­te > Poli­tik & Recht > Stra­te­gi­sche Grund­la­gen > Stra­te­gie eHe­alth Schweiz) entschieden.

2. Die För­de­rung des Ein­sat­zes digi­ta­ler Anwen­dun­gen in den Berei­chen Gesund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on ist eine der Mass­nah­men der “Natio­na­len Stra­te­gie zur Prä­ven­ti­on nicht­über­trag­ba­rer Krank­hei­ten”, die der Bun­des­rat im April 2016 ver­ab­schie­det hat. So sol­len die Vor­aus­set­zun­gen dafür defi­niert wer­den, dass Daten zu prä­ven­tiv­me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men in struk­tu­rier­ter Form ins EPD auf­ge­nom­men wer­den kön­nen. Zudem wird gemein­sam mit eHe­alth Sui­s­se ein Selbst­de­kla­ra­ti­ons­tool für Ent­wick­ler und Inver­kehr­brin­ger von mHe­alth-Appli­ka­tio­nen erar­bei­tet. Die­ses gewähr­lei­stet die Ver­trau­ens­wür­dig­keit der Appli­ka­tio­nen sowie der Qua­li­täts- und Datenschutzanforderungen.

3. Das Bun­des­amt für Gesund­heit (BAG) prüft bereits heu­te regel­mä­ssig, ob ange­sichts der Ent­wick­lun­gen der per­so­na­li­sier­ten Medi­zin – sei es in der For­schung oder bereits in ihrer Anwen­dung an gesun­den oder kran­ken Per­so­nen – Hand­lungs­be­darf besteht und allen­falls Rechts­grund­la­gen ange­passt wer­den müs­sen. Zudem hat der Bun­des­rat dem Par­la­ment die Annah­me der Moti­on 18.3512 Stöck­li “Recht auf einen Medi­ka­ti­ons­plan zur Stär­kung der Pati­en­ten­si­cher­heit” wie auch des Postu­la­tes 18.4328 Wehr­li “Elek­tro­ni­sches Pati­en­ten­dos­sier: Was gibt es noch zu tun bis zu sei­ner flä­chen­decken­den Ver­wen­dung?” beantragt.

4. In der vom Bun­des­rat am 5. Sep­tem­ber 2018 ver­ab­schie­de­ten Stra­te­gie “Digi­ta­le Schweiz” (www.bakom.admin.ch Start­sei­te > Digi­ta­le Schweiz und Inter­net > Digi­ta­le Schweiz) wur­den die über­ge­ord­ne­ten Leit­li­ni­en für das staat­li­che Han­deln im Bereich Digi­ta­li­sie­rung in den näch­sten zwei Jah­ren fest­ge­legt. Da die Digi­ta­li­sie­rung als Quer­schnitts­the­ma alle Sek­tor­po­li­ti­ken durch­dringt, kann die Umset­zung kon­kre­ter Mass­nah­men nur sek­tor­spe­zi­fisch erfol­gen. In die­sem Sin­ne kon­kre­ti­sie­ren die unter der Feder­füh­rung des Eidg. Depar­te­ments des Innern (EDI) gemein­sam mit den Kan­to­nen erar­bei­te­ten Zie­le und Mass­nah­men der “Stra­te­gie eHe­alth Schweiz 2.0” die Digi­ta­li­sie­rungs­po­li­tik von Bund und Kan­to­nen im Gesundheitsbereich.

5. Der Bun­des­rat erach­tet die Res­sour­cen und Kom­pe­ten­zen von eHe­alth Sui­s­se zum aktu­el­len Zeit­punkt als ausreichend.

6. Im Digi­tal-Health-Index-Ran­king der Ber­tels­mann-Stif­tung schnei­det die Schweiz ins­be­son­de­re in den Berei­chen “Rei­fe­grad von Digi­tal-Health-Anwen­dun­gen” sowie “Tat­säch­li­che Nut­zung von Daten” schlecht bis sehr schlecht ab. Die­se Indi­ka­to­ren dürf­ten sich aber mit einer erfolg­rei­chen Ein­füh­rung und Ver­brei­tung des EPD deut­lich ver­bes­sern. Die dazu not­wen­di­gen Mass­nah­men sind in der vom Bun­des­rat am 14. Dezem­ber 2018 ver­ab­schie­de­ten “Stra­te­gie eHe­alth Schweiz 2.0” aufgeführt.

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