Bun­des­rat: kein Schutz juri­sti­scher Per­so­nen im in Revi­si­on befind­li­chen DSG

Das gegen­wär­ti­ge schwei­ze­ri­sche Daten­schutz­recht erfasst auch Daten, die sich auf bestimm­te oder bestimm­ba­re juri­sti­sche Per­so­nen bezie­hen (Art. 3 lit. a und b DSG) – eine Anoma­lie inner­halb Euro­pas, die bei grenz­über­schrei­ten­den Daten­be­kannt­ga­ben Fra­gen auf­wirft (insb. die­je­ni­ge, ob bei einer Über­mitt­lung von Daten betr. juri­sti­sche Per­so­nen in einen Staat mit anson­sten ange­mes­se­nem Schutz eine Daten­über­mitt­lungs­ver­ein­ba­rung abge­schlos­sen wer­den muss und ob die EU-Stan­dard­ver­trags­klau­seln auf Daten juri­sti­scher Per­so­nen erwei­tert wer­den müs­sen; vgl. dazu die Erläu­te­run­gen des EDÖB zur Über­mitt­lung von Per­so­nen­da­ten nach revi­dier­tem DSG, April 2011).

Das “Norm­kon­zept”, der Bericht der Begleit­grup­pe Revi­si­on DSG vom 29. Novem­ber 2014, hat­te sich noch für einen Schutz juri­sti­scher Per­so­nen auch im revi­dier­ten DSG aus­ge­spro­chen. Eine Min­der­heit der Begleit­grup­pe war aller­dings schon damals der Auf­fas­sung, juri­sti­sche Per­so­nen sei­en nicht als Daten­sub­jek­te zu erfassen.

In sei­ner Ant­wort vom August 2016 auf die Moti­on Béglé (16.3379): För­de­rung der Schweiz als uni­ver­sel­ler vir­tu­el­ler Daten­tre­sor hat der Bun­des­rat nun aber fest­ge­hal­ten, dass er juri­sti­sche Per­so­nen vom sach­li­chen Anwen­dungs­be­reich des revi­dier­ten DSG aus­neh­men will. Er hat dazu fol­gen­des festgehalten: 

Der Bun­des­rat erach­tet es als wich­tig, dem Stand des Daten­schutz­rechts im Rah­men des Euro­pa­ra­tes und der Euro­päi­schen Uni­on Rech­nung zu tra­gen. Des­halb ist vor­ge­se­hen, auf den Schutz der Per­so­nen­da­ten juri­sti­scher Per­so­nen zu ver­zich­ten. Damit kann der grenz­über­schrei­ten­de Daten­ver­kehr ver­bes­sert wer­den, weil die Bekannt­ga­be von Daten juri­sti­scher Per­so­nen ins Aus­land nicht mehr dar­an geknüpft ist, dass im Bestim­mungs­land ein ange­mes­se­ner Daten­schutz gewähr­lei­stet wird (Art. 6 DSG). Auch die Mehr­heit der Fach­per­so­nen, wel­che für die Regu­lie­rungs­fol­gen­ab­schät­zung der Revi­si­on des Daten­schutz­ge­set­zes befragt wur­den, hat sich für den Ver­zicht auf den Schutz der Per­so­nen­da­ten juri­sti­scher Per­so­nen aus­ge­spro­chen. Die prak­ti­sche Trag­wei­te die­ses in Arti­kel 2 Absatz 1 und Arti­kel 3 Buch­sta­be b DSG vor­ge­se­he­nen Schut­zes ist im Übri­gen beschränkt. […]

Es ist dem­nach davon aus­zu­ge­hen, dass der in die­sen Tagen erwar­te­te Vor­ent­wurf des revi­dier­ten DSG auf einen sol­chen Schutz ver­zich­ten will.

Eine sol­che Ände­rung wäre zwar kon­zep­tio­nell inso­fern frag­wür­dig, als juri­sti­sche Per­so­nen nach Art. 53 ZGB “aller Rech­te und Pflich­ten fähig” sind, “die nicht die natür­li­chen Eigen­schaf­ten des Men­schen, wie das Geschlecht, das Alter oder die Ver­wandt­schaft zur not­wen­di­gen Vor­aus­set­zung haben.” In der Sache – d.h. mit Blick auf die Rechts­fol­gen – ist es aber rich­tig, juri­sti­sche Per­so­nen nicht über das DSG zu schützen:

  • Sowohl inner­halb der Schweiz als auch – nach einer Aus­lands­be­kannt­ga­be – im Aus­land genügt der Schutz in ande­ren Rechts­ge­bie­ten, bspw. dem Straf‑, dem Lau­ter­keits- und dem Prozessrecht.
  • Bei der Schaf­fung von Art. 6 Abs. 1 DSG hat­te man ernst­haf­te Gefah­ren im Auge, etwa den Schutz vor Daten­über­mitt­lun­gen an Unrechts­re­gimes. Eine sol­che “schwer­wie­gen­de” Gefähr­dung ist bei der Über­mitt­lung von Daten juri­sti­scher Per­so­nen nicht zu sehen.
  • Auch ist bei Staa­ten, die der Euro­pa­rats-Kon­ven­ti­on 108 nach­le­ben, im Grund­satz gene­rell von einem ange­mes­se­nen Schutz­ni­veau auszugehen.
  • Und schliess­lich wird ein Bear­bei­ter bei der elek­tro­ni­schen Daten­be­ar­bei­tung in der Regel kei­nen Unter­schied machen zwi­schen Per­so­nen- und ande­ren Daten, soweit es nicht um Aus­kunfts- und Berich­ti­gungs­be­geh­ren geht.

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