EU-Kom­mis­si­on: Drit­ter Ent­wurf zum Code of Prac­ti­ce für Gene­ral-Pur­po­se AI

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Die Kom­mis­si­on der EU hat den drit­ten Ent­wurf eines Code of Prac­ti­ce für Gene­ral-Pur­po­se AI-Model­le veröffentlicht:

GPAIM sind KI-Model­le mit all­ge­mei­ner Ver­wend­bar­keit, die ver­mu­tet wird, wenn ein Modell min­de­stens eine Mil­li­ar­de Para­me­ter auf­weist und mit einer gro­ssen Daten­men­ge “unter umfas­sen­der Selbst­über­wa­chung trai­niert” wur­de. Ein GPAIM ist dabei kein AI-System (AIS), auch kein AIS mit all­ge­mei­nem Ver­wen­dungs­zweck – zum AIS wird ein GPAIM erst durch Hin­zu­fü­gung wei­te­rer Kom­po­nen­ten. Die Pflich­ten der Anbie­ter von GPAIM regelt der AI Act (AIA) in einem eige­nen Kapi­tel. Anbie­ter müs­sen u.a. eine tech­ni­sche Doku­men­ta­ti­on erstel­len, den Anbie­tern nach­ge­la­ger­ter AIS wei­te­re Infor­ma­tio­nen über das GPAIM zur Ver­fü­gung stel­len, über eine Stra­te­gie zur Ein­hal­tung des EU-Urhe­ber­rechts ver­fü­gen, eine Zusam­men­fas­sung der Trai­nings­da­ten ver­öf­fent­li­chen und ggf. einen Bevoll­mäch­tig­ten bestellen.

GPAISR sind GPAIM mit syste­mi­schen Risi­ken, d.h. Risi­ken, die auf­grund der “Reich­wei­te” des GPAIM oder auf­grund mög­li­cher nega­ti­ver Fol­gen “für die öffent­li­che Gesund­heit, die Sicher­heit, die öffent­li­che Sicher­heit, die Grund­rech­te oder die Gesell­schaft ins­ge­samt” erheb­li­che Aus­wir­kun­gen haben und sich über die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te hin­weg ver­brei­ten kön­nen. GPAISR muss der Kom­mis­si­on gemel­det wer­den, und ihre Anbie­ter haben zusätz­li­che Pflich­ten – sie müs­sen das GPAIM stan­dar­di­siert bewer­ten, syste­mi­sche Risi­ken auf Ebe­ne EU bewer­ten und redu­zie­ren, Infor­ma­tio­nen über schwer­wie­gen­de Vor­fäl­le und mög­li­che Abhil­fe­mass­nah­men doku­men­tie­ren und ggf. das AI Office und die zustän­di­gen natio­na­len Behör­den infor­mie­ren, und aus­rei­chen­de Cyber­si­cher­heit gewährleisten.

Sie­he dazu unse­re FAQ zum AI Act.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist der Code of Prac­ti­ce ein Leit­fa­den, der Anbie­tern von GPAIM hilft, den AIA ein­zu­hal­ten (Art. 56 AIA) – zur Über­brückung zwi­schen den Pflich­ten der Anbie­ter, die ab August 2025 gel­ten, und der Ein­füh­rung von Stan­dards, vor­aus­sicht­lich ab August 2027. Er ist recht­lich nicht bin­dend, aber sei­ne Ein­hal­tung begrün­det eine Kon­for­mi­täts­ver­mu­tung mit den GPAI-Muster­an­bie­ter­pflich­ten (ErwG 117: “Pro­vi­ders should be able to rely on codes of prac­ti­ce to demon­stra­te com­pli­ance with the obli­ga­ti­ons”). Sie­he hier für wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Code of Practice.

Der drit­te Ent­wurf dürf­te weit­ge­hend aus­ge­reift sein, wird aber bis zur fina­len Ver­ab­schie­dung im Mai 2025 wohl noch eini­ge Anpas­sun­gen erfah­ren, durch die bis zum 30. März lau­fen­de Feed­back­pha­se und durch Workshops.

Der Ent­wurf sieht 18 Ver­pflich­tun­gen vor, zwei für alle GPAI-Anbie­ter und wei­te­re 16 für Anbie­ter von GPAISR. Die­se Ver­pflich­tun­gen sind in drei Haupt­be­rei­che gegliedert:

Wer ist betroffen Ver­pflich­tung Mass­nah­me
Trans­pa­renz
alle GPAIM Doku­men­ta­ti­on (I.1) Mass­nah­me I.1.1: Aktu­el­le Modell-Doku­men­ta­ti­on erstel­len und pfle­gen, um die Anfor­de­run­gen des Arti­kels 53(1)(a) und (b) des AI Act zu erfüllen.
Mass­nah­me I.1.2: Infor­ma­tio­nen bereit­stel­len für nach­ge­la­ger­te Anbie­ter und die AI Office auf Anfra­ge, um die Inte­gra­ti­on der Model­le in AI-Syste­me zu ermög­li­chen und die Auf­sichts­auf­ga­ben der natio­na­len zustän­di­gen Behör­den zu unterstützen.
Mass­nah­me I.1.3: Qua­li­tät, Sicher­heit und Inte­gri­tät der doku­men­tier­ten Infor­ma­tio­nen gewähr­lei­sten, um die Ver­trau­ens­wür­dig­keit der Model­le sicherzustellen.
Ände­rung: Ein­füh­rung eines benut­zer­freund­li­chen Modell-Doku­men­ta­ti­ons­for­mu­lars zur Ver­ein­fa­chung der Dokumentation.
Urhe­ber­recht
alle GPAIM Urhe­ber­rechts­richt­li­nie (I.2) Mass­nah­me I.2.1: Aktu­el­le Urhe­ber­rechts­richt­li­nie erstel­len und umset­zen, um die Ein­hal­tung der uni­ons­recht­li­chen Vor­schrif­ten über Urhe­ber- und ver­wand­te Schutz­rech­te sicherzustellen.
Mass­nah­me I.2.2: Iden­ti­fi­zie­rung und Ein­hal­tung von Rech­ten, die gemäss Arti­kel 4(3) der Richt­li­nie (EU) 2019/790 reser­viert sind.
Mass­nah­me I.2.3: Imple­men­tie­rung von Tech­no­lo­gien zur Erken­nung und Ein­hal­tung von Urheberrechten.
Mass­nah­me I.2.4: Schaf­fung von Pro­zes­sen zur Bear­bei­tung von Urheberrechtsverletzungen.
Mass­nah­me I.2.5: Doku­men­ta­ti­on der Ein­hal­tung von Urheberrechten.
Mass­nah­me I.2.6: Regel­mä­ssi­ge Über­prü­fung und Aktua­li­sie­rung der Urheberrechtsrichtlinie.
Ände­rung: Schär­fe­re Anfor­de­run­gen an die Iden­ti­fi­zie­rung und Ein­hal­tung von Urheberrechten.
Safe­ty and Security
GPAISR Risi­ko­iden­ti­fi­zie­rung und ‑ana­ly­se (II.1) Mass­nah­men zur kon­ti­nu­ier­li­chen Iden­ti­fi­zie­rung syste­mi­scher Risi­ken mit­hil­fe der Risi­ko­ta­xo­no­mie des CoP. Ana­ly­se der Wahr­schein­lich­keit und Schwe­re der Risi­ken sowie Kate­go­ri­sie­rung in Risikostufen.
Ände­rung: Detail­lier­te­re Risi­ko­ta­xo­no­mie und ‑ana­ly­se im drit­ten Entwurf.
GPAISR Beweissamm­lung und Modell­be­wer­tung (II.2) Mass­nah­men zur Samm­lung von Bewei­sen für syste­mi­sche Risi­ken und zur Bewer­tung der Fähig­kei­ten und Gren­zen der KI-Model­le gemäss den Regeln des CoP.
Ände­rung: Schär­fe­re Anfor­de­run­gen an die Beweissamm­lung und Modellbewertung.
GPAISR Risi­ko­be­wer­tungs­zy­klus (II.3) Mass­nah­men zur kon­ti­nu­ier­li­chen Risi­ko­be­wer­tung wäh­rend des gesam­ten Lebens­zy­klus des Modells.
Ände­rung: Beto­nung der kon­ti­nu­ier­li­chen Überwachung.
GPAISR Risi­ko­min­de­rung (II.4) Mass­nah­men zur Zuord­nung jeder Risi­ko­stu­fe zu ange­mes­se­nen Sicher­heits- und Sicherheitsmassnahmen.
Ände­rung: Detail­lier­te­re Mass­nah­men zur Risikominderung.
GPAISR Sicher­heits- und Sicher­heits­be­rich­te (SSR) (II.5) Mass­nah­men zur Erstel­lung und regel­mä­ssi­gen Aktua­li­sie­rung von Sicher­heits- und Sicher­heits­be­rich­ten zur Doku­men­ta­ti­on von Risi­ko- und Minderungsbeurteilungen.
Ände­rung: Regel­mä­ssi­ge Aktua­li­sie­rung der Berichte.
GPAISR Risi­ko­go­ver­nan­ce (II.6) Mass­nah­men zur Zuwei­sung von Ver­ant­wor­tung und Res­sour­cen für syste­mi­sche Risi­ken auf Exe­ku­tiv- und Vorstandsebene.
Ände­rung: Stär­ke­re Beto­nung der Governance.
GPAISR Sicher­heits­mass­nah­men zur Ver­hin­de­rung unbe­fug­ten Zugriffs (II.7) Mass­nah­men zur Umset­zung von Sicher­heits­mass­nah­men, die min­de­stens dem RAND SL3-Sicher­heits­ziel entsprechen.
Ände­rung: Kon­kre­te Sicher­heits­zie­le festgelegt.
GPAISR Sicher­heits- und Sicher­heits­be­rich­te (II.8) Mass­nah­men zur Erstel­lung von Sicher­heits- und Sicher­heits­be­rich­ten, die die Ergeb­nis­se der syste­mi­schen Risi­ko­be­wer­tung und ‑min­de­rung enthalten.
Ände­rung: Detail­lier­te­re Berichte.
GPAISR Syste­mi­sche Risi­ko­min­de­rung durch Design (II.9) Mass­nah­men zur Imple­men­tie­rung von Design­prin­zi­pi­en zur Mini­mie­rung syste­mi­scher Risiken.
Ände­rung: Beto­nung von Fair­ness und Transparenz.
GPAISR Kon­ti­nu­ier­li­che Über­wa­chung und Aktua­li­sie­rung (II.10) Mass­nah­men zur kon­ti­nu­ier­li­chen Über­wa­chung und regel­mä­ssi­gen Aktua­li­sie­rung der Modelle.
Ände­rung: Stär­ke­re Beto­nung der kon­ti­nu­ier­li­chen Überwachung.
GPAISR Zusam­men­ar­beit mit exter­nen Part­nern (II.11) Mass­nah­men zur Zusam­men­ar­beit mit exter­nen Part­nern zur Iden­ti­fi­zie­rung und Min­de­rung syste­mi­scher Risiken.
Ände­rung: Erhöh­te Bedeu­tung der Zusammenarbeit.
GPAISR Serious Inci­dent Report­ing (II.12) Mass­nah­men zur Über­wa­chung, Doku­men­ta­ti­on und Mel­dung von schwer­wie­gen­den Vorfällen.
Ände­rung: Prä­zi­se­re Meldemechanismen.
GPAISR Non-Reta­lia­ti­on-Schutz (II.13) Mass­nah­men zum Schutz von Mit­ar­bei­tern, die Risi­ken melden.
Ände­rung: Stär­ke­re Beto­nung des Schutzes.
GPAISR Benach­rich­ti­gun­gen (II.14) Mass­nah­men zur regel­mä­ssi­gen Benach­rich­ti­gung der AI Office über die Umset­zung der Verpflichtungen.
Ände­rung: Regel­mä­ssi­ge Berichterstattung.
GPAISR Doku­men­ta­ti­on (II.15) Mass­nah­men zur Doku­men­ta­ti­on rele­van­ter Infor­ma­tio­nen gemäss dem AI Act.
Ände­rung: Detail­lier­te­re Dokumentationsanforderungen.
GPAISR Öffent­li­che Trans­pa­renz (II.16) Mass­nah­men zur Ver­öf­fent­li­chung von Infor­ma­tio­nen zur öffent­li­chen Trans­pa­renz über syste­mi­sche Risiken.
Ände­rung: Erhöh­te Transparenz.