Inter­pel­la­ti­on Gug­ger (25.3403): Stär­kung des Kin­der- und Jugend­schut­zes in der digi­ta­len Welt. Anpas­sung Stra­te­gie “Digi­ta­le Schweiz”

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird gebe­ten, fol­gen­de Fra­gen zu beantworten:

  1. Wel­che kon­kre­ten Mass­nah­men plant der Bun­des­rat, um den Kin­der- und Jugend­schutz im digi­ta­len Raum zu stärken?
  2. Wel­che Schrit­te wer­den unter­nom­men, um die Pri­vat­sphä­re von Min­der­jäh­ri­gen vor Daten­miss­brauch durch Tech-Unter­neh­men bes­ser zu schützen?
  3. Wie wird gewähr­lei­stet, dass Bil­dungs­ein­rich­tun­gen über eine siche­re digi­ta­le Infra­struk­tur verfügen?.
  4. Wel­che Leh­ren kann die Schweiz aus den Best Prac­ti­ce von Län­dern wie Däne­mark, Austra­li­en und Tai­wan zie­hen, die bereits Mass­nah­men zur Ein­däm­mung digi­ta­ler Risi­ken ein­ge­führt haben.

Begrün­dung

Digi­ta­li­sie­rung bie­tet erheb­li­che Risi­ken für Kin­der und Jugend­li­che erheb­li­che Risiken.
Ent­schei­dend ist, den Schutz Min­der­jäh­ri­ger als inte­gra­len Bestand­teil in der Stra­te­gie «Digi­ta­le Schweiz» zu verankern.
Geziel­te Mass­nah­men kön­nen sicher­stel­len, dass die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on zum Woh­le aller erfolgt und eine Stra­te­gie der Digi­ta­li­tät in Bil­dung und Gesund­heit unter den Aspek­ten des prak­ti­schen Kin­der- und Jugend­schut­zes imple­men­tiert und umge­setzt wer­den kann.

Digi­ta­le Sou­ve­rä­ni­tät bedeu­tet für Staa­ten und Indi­vi­du­en, dass sie im digi­ta­len Raum selbst bestimmt agie­ren können.
Für Kin­der und Jugend­li­che ist das sehr wich­tig, da sie eine beson­ders ver­letz­li­che und zu schüt­zen­de Grup­pe im digi­ta­len Raum sind. Die Schweiz ver­folgt bereits Ansät­ze, die den frei­en Daten­ver­kehr mit dem Schutz sen­si­bler Daten ver­bin­den. Dabei wird betont, dass eine voll­stän­di­ge Kon­trol­le nicht erstre­bens­wert, son­dern eine Balan­ce zwi­schen frei­em Zugang und Schutz not­wen­dig ist.

Für Kin­der bedeu­tet dies, dass sie nicht nur vor Risi­ken wie Cyber­mob­bing oder Kosten­fal­len geschützt wer­den müs­sen, son­dern auch befä­higt wer­den soll­ten, die digi­ta­len Ange­bo­te selbst bestimmt zu nutzen.

Die allei­ni­ge Ein­füh­rung von Ver­bo­ten im digi­ta­len Raum hat sich als unzu­rei­chend erwiesen.
Ver­bo­te kön­nen zwar kurz­fri­stig Risi­ken mini­mie­ren, grei­fen jedoch nicht die Ursa­chen der Pro­ble­me auf.
Prä­ven­ti­ve Mass­nah­men wie Bil­dung und Auf­klä­rung sol­len im Vor­der­grund ste­hen. Digi­ta­le Kom­pe­ten­zen ermög­li­chen es Kin­dern und Jugend­li­chen bes­ser, Risi­ken eigen­stän­dig zu erken­nen und zu ver­mei­den. Restrik­ti­ve Mass­nah­men ohne beglei­ten­de Auf­klä­rung wer­den oft umgan­gen oder wir­ken sogar kontraproduktiv.

Stel­lung­nah­me des Bundesrats

1. Der Bun­des­rat hat das UVEK am 5. April 2023 beauf­tragt, eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und Such­ma­schi­nen aus­zu­ar­bei­ten. Mit der Vor­la­ge sol­len die Rech­te aller Nut­ze­rin­nen und Nut­zer in der Schweiz gestärkt und von den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und Such­ma­schi­nen mehr Trans­pa­renz und Berichts­pflich­ten ver­langt wer­den, um die Aus­wir­kun­gen der Tätig­kei­ten auf die Grund­rech­te bes­ser abschät­zen zu kön­nen. Die Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge wur­de aus­ge­ar­bei­tet. Der Bun­des­rat hat sich bereits mehr­fach damit befasst und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt einen Ent­scheid fällen.

Wei­ter ist am 1.1.2025 das neue Bun­des­ge­setz über den Jugend­schutz in den Berei­chen Film und Video­spie­le (JSFVG; SR 446.2) in Kraft getre­ten. Das Gesetz nimmt auch Platt­form­dien­ste in die Pflicht, die Min­der­jäh­ri­gen Vide­os oder Video­spie­le zugäng­lich machen und ver­pflich­tet sie zu Alters­kon­trol­len und Mel­de­ver­fah­ren. Dane­ben ver­an­kert das Gesetz auch die natio­na­le Platt­form Jugend und Medi­en, wel­che die För­de­rung der Medi­en­kom­pe­tenz von Kin­dern und Jugend­li­chen zum Ziel hat.

Basie­rend auf den Postu­la­ten Vara 24.4480 «Psy­chi­sche Gesund­heit von Jugend­li­chen und Expo­si­ti­on gegen­über sozia­len Netz­wer­ken. Was wird unter­nom­men? » sowie Graf Maya 24.4592 «Kin­der und Jugend­li­che vor schäd­li­chem Kon­sum von sozia­len Medi­en schüt­zen» wird der Bun­des­rat zudem prü­fen, ob und inwie­fern Alters­schran­ken für sozia­le Netz­wer­ke sinn­voll sind.

2. Auf die Bear­bei­tung von Per­so­nen­da­ten ist das Schwei­zer Daten­schutz­ge­setz (DSG, SR 235.1) anwend­bar. Es schreibt unter ande­rem vor, dass Per­so­nen­da­ten nur zu einem bestimm­ten und für die betrof­fe­ne Per­son erkenn­ba­ren Zweck beschafft wer­den dür­fen. Es dür­fen auch nicht mehr Daten als nötig für den ange­ge­be­nen Zweck ver­wen­det wer­den (Ver­hält­nis­mä­ssig­keits­prin­zip). So wie auch in ande­ren Gebie­ten des Inter­nets ist die Durch­set­zung von Schwei­zer Recht bei inter­na­tio­na­len Akteu­ren eine Her­aus­for­de­rung. Das Daten­schutz­ge­setz ver­pflich­tet aber unter gewis­sen Vor­aus­set­zun­gen (Art. 14 Abs. 1 DSG) die Daten­be­ar­bei­ter mit Sitz im Aus­land, eine Ver­tre­tung in der Schweiz zu bezeich­nen, wenn sie Per­so­nen­da­ten von Per­so­nen in der Schweiz bearbeiten.

Dar­über hin­aus sehen gewis­se (noch nicht in Kraft getre­te­ne) Bestim­mun­gen des neu­en JSFVG einen beson­de­ren Schutz für Min­der­jäh­ri­ge vor. Erhe­ben die Anbie­te­rin­nen von Abruf- und Platt­form­dien­sten Daten von Min­der­jäh­ri­gen, so dür­fen sie die­se aus­schliess­lich für die Alters­kon­trol­le ver­wen­den (Art. 8 Abs. 3 und Art. 20 Abs. 3). Bei vor­sätz­li­cher Ver­wen­dung von Daten von Min­der­jäh­ri­gen für ande­re Zwecke sind Bus­sen von bis zu 40 000 Fran­ken vor­ge­se­hen (Art. 34 Abs. 2).

3./4. Bil­dungs­ein­rich­tun­gen der obli­ga­to­ri­schen Schu­le fal­len in die Zustän­dig­keit der Kan­to­ne. Im Rah­men der Kon­fe­renz der kan­to­na­len Erzie­hungs­di­rek­to­rin­nen und ‑direk­to­ren (EDK) haben die Kan­to­ne ihre Iden­ti­täts­dien­ste föde­riert, um den Bil­dungs­ein­rich­tun­gen über eine Log­in-Lösung (Edu­log) einen daten­spar­sa­men Zugang zu digi­ta­len Ser­vices zu ermög­li­chen. Für die Wei­ter­ent­wick­lung des digi­ta­len Bil­dungs­raums Schweiz betrei­ben die EDK und das Staats­se­kre­ta­ri­at für Bil­dung, For­schung und Inno­va­ti­on (SBFI) die Fach­agen­tur Edu­ca (www.educa.ch). Sie schafft schweiz­weit Grund­la­gen für den digi­ta­len Bil­dungs­raum Schweiz und för­dert ins­be­son­de­re auch den Zugang zu und die Nut­zung von digi­ta­len Dien­sten für das Bil­dungs­we­sen. Edu­ca unter­stützt Schul­lei­tun­gen und Bil­dungs­ver­wal­tung seit Juli 2022 mit einer Anlauf­stel­le für Daten­nut­zung und Daten­schutz. Die Anlauf­stel­le beant­wor­tet tech­ni­sche, recht­li­che und ethi­sche Fra­ge­stel­lun­gen, bei­spiels­wei­se im Zusam­men­hang mit der Spei­che­rung von Daten in der Cloud oder der Wei­ter­ga­be von Per­so­nen­da­ten. Erkennt­nis­se aus der Anlauf­stel­le flie­ssen in die Ent­wick­lung einer Daten­nut­zungs­po­li­tik ein. Ausser­dem stellt Edu­ca den Schu­len mit den Dos­siers «Daten­schutz­kon­for­me Schu­le» und «Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit im Bil­dungs­sy­stem» nütz­li­che Infor­ma­tio­nen und prak­ti­sche Hilfs­mit­tel zur Ver­fü­gung. Zudem ver­netzt sich Edu­ca auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne mit den rele­van­ten Akteu­ren in Wirt­schaft, For­schung und Ver­wal­tung. Die­se Ver­net­zung ermög­licht Edu­ca Zugang zu bewähr­ten Prak­ti­ken und Ori­en­tie­rungs­hil­fen für die Wei­ter­ent­wick­lung des digi­ta­len Bil­dungs­raums Schweiz.