Inter­pel­la­ti­on Rumy (25.3180): Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz im Journalismus

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird freund­lich gebe­ten, fol­gen­de Fra­gen zu beantworten:

  1. Wie stellt der Bun­des­rat sicher, dass KI-gene­rier­te jour­na­li­sti­sche Inhal­te trans­pa­rent als sol­che gekenn­zeich­net werden?
  2. Wel­che Mass­nah­men sieht der Bun­des­rat vor, um die Ver­brei­tung von durch KI erzeug­ten Fake News zu verhindern?
  3. Gibt es Über­le­gun­gen zu einer Regu­lie­rung des KI-Ein­sat­zes in jour­na­li­sti­schen Redak­tio­nen, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf jour­na­li­sti­sche Sorgfaltspflichten?
  4. Wel­che Stra­te­gien ver­folgt der Bun­des­rat, um die Unab­hän­gig­keit und Viel­falt der Medi­en ange­sichts der zuneh­men­den Auto­ma­ti­sie­rung zu sichern?
  5. Wie kann sicher­ge­stellt wer­den, dass KI nicht zur Ver­drän­gung von jour­na­li­sti­schen Arbeits­kräf­ten führt, son­dern sie viel­mehr unterstützt?
  6. Sieht der Bun­des­rat vor, ethi­sche Stan­dards beim KI-gestütz­ten Jour­na­lis­mus in Zusam­men­ar­beit mit der Medi­en­bran­che zu entwickeln?

Begrün­dung

Der zuneh­men­de Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) im Jour­na­lis­mus wirft zen­tra­le Fra­gen zur Medi­en­qua­li­tät, Trans­pa­renz, Ethik und Demo­kra­tie auf. KI-gestütz­te Syste­me kön­nen Arti­kel auto­ma­ti­siert gene­rie­ren, Inhal­te per­so­na­li­sie­ren und Fake News effi­zi­en­ter ver­brei­ten. Gleich­zei­tig bie­ten sie Poten­zi­al für Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen und neue jour­na­li­sti­sche Mög­lich­kei­ten. Es braucht jedoch kla­re Leit­li­ni­en, um die Unab­hän­gig­keit und Glaub­wür­dig­keit des Jour­na­lis­mus zu gewähr­lei­sten und eine unkon­trol­lier­te Ver­brei­tung von Fehl­in­for­ma­tio­nen zu verhindern.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 21.5.25

Zu den Fra­gen 1, 3 und 6

Der Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) kon­fron­tiert die jour­na­li­sti­schen Medi­en mit Her­aus­for­de­run­gen auf allen Stu­fen der Wert­schöp­fungs­ket­te und bie­tet gleich­zei­tig Chan­cen wie z.B. Effi­zi­enz­ge­win­ne. Die Schwei­zer Medi­en set­zen KI bereits in viel­fäl­ti­ger Wei­se ein. Gleich­zei­tig reagiert die Bran­che mit Selbst­re­gu­lie­rungs­mass­nah­men. So hat z.B. der Schwei­zer Pres­se­rat 2024 den Leit­fa­den «KI im Jour­na­lis­mus» ver­ab­schie­det, der unter ande­rem eine Kenn­zeich­nungs­pflicht fest­hält (www.presserat.ch > Jour­na­li­sten­ko­dex > Künst­li­che Intel­li­genz). Auch ver­schie­de­ne Medi­en­häu­ser haben inter­ne Leit­li­ni­en erlas­sen. Am 12. Febru­ar 2025 hat der Bun­des­rat dem EJPD in Zusam­men­ar­beit mit dem UVEK und dem EDA den Auf­trag erteilt, eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung von KI vor­zu­be­rei­ten. Wo Geset­zes­an­pas­sun­gen nötig sind, sol­len die­se mög­lichst Sek­tor bezo­gen aus­fal­len. Eine all­ge­mei­ne, sek­tor­über­grei­fen­de Regu­lie­rung beschränkt sich auf zen­tra­le, grund­rechts­re­le­van­te Berei­che, wie bei­spiels­wei­se den Daten­schutz. Hin­zu kom­men recht­lich nicht ver­bind­li­che Mass­nah­men, z.B. Selbst­de­kla­ra­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen oder Bran­chen­lö­sun­gen. Ob es all­ge­mei­ne ver­bind­li­che Mass­nah­men zur Trans­pa­renz geben soll, wird im Rah­men die­ser Arbei­ten geprüft, die erst am Anfang stehen.

Zu Fra­ge 2

Der Bericht «Beein­flus­sungs­ak­ti­vi­tä­ten und Des­in­for­ma­ti­on» (www.admin.ch > doku­men­ta­ti­on > medi­en­mit­tei­lun­gen) betont, dass eine wirk­sa­me Bekämp­fung von Beein­flus­sungs­ak­ti­vi­tä­ten und Des­in­for­ma­ti­on einen ganz­heit­li­chen Ansatz von Staat und Gesell­schaft erfor­dert. Der Bericht nennt Mass­nah­men in den Berei­chen Sen­si­bi­li­sie­rung, Bil­dung und Medi­en­kom­pe­tenz, um die gesell­schaft­li­che Resi­li­enz zu stär­ken. Zudem unter­stützt der Bun­des­rat die For­schung zur Wir­kung von Des­in­for­ma­ti­on in der Schweiz im Kon­text der Mei­nungs­bil­dung und möch­te die Koor­di­na­ti­on und den Aus­tausch inner­halb der Bun­des­ver­wal­tung und mit exter­nen und aus­län­di­schen Part­nern aus­bau­en. Im inter­na­tio­na­len Bereich wirkt die Schweiz bei meh­re­ren Initia­ti­ven mit, wie etwa der Part­ner­schaft für Infor­ma­ti­on und Demo­kra­tie, die sich für den Zugang zu ver­läss­li­cher Infor­ma­ti­on einsetzt.

Die Gefahr einer mas­sen­haf­ten Ver­brei­tung von durch KI gene­rier­ter Falsch­in­for­ma­ti­on ist vor allem bei den inter­na­tio­na­len digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men vor­han­den, weni­ger bei den ein­hei­mi­schen publi­zi­sti­schen Medi­en. Am 5. April 2023 hat der Bun­des­rat beim UVEK die Erar­bei­tung einer Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung sehr gro­sser Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men in Auf­trag geben. Die Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge wur­de aus­ge­ar­bei­tet. Der Bun­des­rat hat sich bereits mehr­fach damit befasst und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt einen Ent­scheid fällen.

Zu Fra­gen 4 und 5

Der Bun­des­rat erach­tet unab­hän­gi­ge, viel­fäl­ti­ge Medi­en als zen­tral für die Mei­nungs­bil­dung der Bevöl­ke­rung. Im Rah­men sei­ner Kom­pe­ten­zen setzt er sich für gute Rah­men­be­din­gun­gen ein, z.B. für die SRG, die pri­va­ten Radio- und Fern­seh­ver­an­stal­ter mit Abga­ben­an­teil, aber auch für die Stär­kung der all­ge­mei­nen Mass­nah­men für alle elek­tro­ni­schen Medi­en, so etwa die jour­na­li­sti­sche Aus- und Wei­ter­bil­dung, Nach­rich­ten­agen­tu­ren und Selbst­re­gu­lie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen im Bereich Jour­na­lis­mus. Künst­li­che Intel­li­genz ist Teil der jour­na­li­sti­schen Aus­bil­dung, wie sie etwa in ver­schie­de­nen Kur­sen des «MAZ – Insti­tut für Jour­na­lis­mus und Kom­mu­ni­ka­ti­on» ver­mit­telt wird. Für Radio und Fern­se­hen gel­ten die im Rah­men der Kon­zes­si­on ver­ein­bar­ten Lei­stungs­auf­trä­ge, ein­schliess­lich der fest­ge­leg­ten Mass­nah­men zur Aus- und Wei­ter­bil­dung. Dar­über hin­aus liegt der Ein­satz und Umgang von KI im Bereich des Jour­na­lis­mus in der Ver­ant­wor­tung der Medienunternehmen.