LG Ham­burg zum Anspruch auf Ersatz imma­te­ri­el­len Schadens

Das LG Ham­burg hat am 4. Sep­tem­ber 2020 u.a. über einen Anspruch auf Ersatz imma­te­ri­el­len Scha­dens geur­teilt (Urteil 324 S 9/19). Hin­ter­grund war eine Daten­er­he­bung über ein Ter­min­er­fas­sungs­for­mu­lar auf einer Web­site. Das LG Ham­burg weist einen Anspruch auf imma­te­ri­el­len Scha­den­er­satz ab, weil ein ent­spre­chen­der Scha­den nicht bewie­sen war (vgl. dazu bereits hier):

32 2) Der Klä­ge­rin steht gegen den Beklag­ten auch kein Anspruch auf Ersatz imma­te­ri­el­ler Schä­den („Schmer­zens­geld“) aus Art. 82 DSGVO oder sonst einem recht­li­chen Aspekt zu. Für die Zubil­li­gung eines Scha­dens­er­satz­an­spruchs bedarf es des Ein­tritts eines Scha­dens. Die­sen hat die Klä­ge­rin weder dar­ge­legt noch ist er sonst ersicht­lich. Allein der Ver­stoß gegen daten­schutz­recht­li­che Vor­schrif­ten führt nicht zu einer Ver­pflich­tung des Ver­ant­wort­li­chen zur Zah­lung von Scha­dens­er­satz (so auch LG Karls­ru­he, Urteil vom 2.8.2019 – 8 O 26/19 = ZD 2019, 511). Vor­aus­set­zung eines Anspruchs auf Scha­dens­er­satz aus Art. 82 Abs. 1 DSGVO, der im natio­na­len Recht unmit­tel­bar Anwen­dung fin­det und ande­re Anspruchs­grund­la­gen nicht aus­schließt (Nemitz, in: Ehmann/Selmayr, DS-GVO, 2. Aufl., Art. 82 Rn. 7), ist ein Ver­stoß gegen die DSGVO und ein hier­durch ver­ur­sach­ter Scha­den, was ein Klä­ger dar­zu­le­gen und zu bewei­sen hat (LG Karls­ru­he a.a.O.).

33 Nach dem Erwä­gungs­grund 146 ist der Begriff des Scha­dens weit aus­zu­le­gen, so dass Betrof­fe­ne einen wirk­sa­men Ersatz erhal­ten. Erwä­gungs­grund 85 besagt, dass eine Ver­let­zung des Schut­zes per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten einen phy­si­schen, mate­ri­el­len oder imma­te­ri­el­len Scha­den für natür­li­che Per­so­nen – wie etwa Ver­lust der Kon­trol­le über ihre per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten oder Ein­schrän­kung ihrer Rech­te, Dis­kri­mi­nie­rung, Iden­ti­täts­dieb­stahl oder ‑betrug, finan­zi­el­le Ver­lu­ste, unbe­fug­te Auf­he­bung der Pseud­ony­mi­sie­rung oder Ruf­schä­di­gung – nach sich zie­hen kann, wenn nicht recht­zei­tig und ange­mes­sen reagiert wird.

34 Es bedarf danach zwar kei­ner schwe­ren Ver­let­zung des Per­sön­lich­keits­rechts, um einen imma­te­ri­el­len Scha­den gel­tend zu machen (Gola/Piltz, DS-GVO, 2. Aufl., Art. 82 Rn. 13). Den­noch führt nicht bereits jeder Ver­stoß gegen die DSGVO zu einer Aus­gleichs­pflicht, denn der Ver­pflich­tung zum Aus­gleich eines imma­te­ri­el­len Scha­dens muss eine benenn­bar und inso­weit tat­säch­li­che Per­sön­lich­keits­ver­let­zung gegen­über­ste­hen, die z.B. in der mit einer unrecht­mä­ßi­gen Zugäng­lich­ma­chung von Daten lie­gen­den „Bloß­stel­lung“ lie­gen kann (LG Karls­ru­he a.a.O.).