Das Land­ge­richt Würz­burg hat ent­schie­den, dass DSGVO-Ver­stö­sse grund­sätz­lich gegen das deut­sche UWG ver­stö­ssen kön­nen. § 3a D‑UWG regelt den lau­ter­keits­recht­lich rele­van­ten “Rechts­bruch” wie folgt:

Unlau­ter han­delt, wer einer gesetz­li­chen Vor­schrift zuwi­der­han­delt, die auch dazu bestimmt ist, im Inter­es­se der Markt­teil­neh­mer das Markt­ver­hal­ten zu regeln, und der Ver­stoß geeig­net ist, die Inter­es­sen von Ver­brau­chern, son­sti­gen Markt­teil­neh­mern oder Mit­be­wer­bern spür­bar zu beeinträchtigen.

Die Fra­ge ist also zunächst, ob die DSGVO (auch) Markt­ver­hal­tens­recht dar­stellt. In der Schweiz gilt im Ergeb­nis das­sel­be. Der “Vor­sprung durch Rechts­bruch” wird hier als Fall­grup­pe von Art. 2 UWG dis­ku­tiert; wer sich durch Ver­let­zung einer recht­li­chen Vor­schrift einen unrecht­mä­ssi­gen Vor­teil ver­fasst, ver­hält sich dadurch unlau­ter, sofern die ver­letz­te Bestim­mung das Markt­ver­hal­ten regeln will (wobei zusätz­lich i.d.R. ein plan­mä­ssi­ges oder syste­ma­ti­sches Vor­ge­hen ver­langt wird). Recht­spre­chung liegt kaum vor; eine Aus­nah­me ist der Kamov-Ent­scheid des BGer:

[4] a) […]  Ver­let­zung gesetz­li­cher Nor­men ausser­halb des UWG ist lau­ter­keits­recht­lich von Bedeu­tung, wenn die ver­letz­ten Bestim­mun­gen wett­be­werbs­recht­li­che Rele­vanz haben, deren Ver­let­zung sich also auf den Wett­be­werb aus­wir­ken kann […]. Wo eine wett­be­werbs­recht­lich rele­van­te gesetz­li­che Bestim­mung durch die zustän­di­ge Behör­de mit­tels Ver­fü­gung kon­kre­ti­siert wird, ist die­se massgeblich […]. […]

In Deutsch­land hat die­se Fra­ge aller­dings grö­sse­res Gewicht, weil Ver­stö­sse gegen § 3a D‑UWG zu Abmah­nun­gen füh­ren kön­nen. Ob Ver­stö­sse gegen die DSGVO abmahn­fä­hig sind, ist aber nicht geklärt. Es wird auch die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Rege­lung von Art. 77 ff. DSGVO (Rechts­be­hel­fe, Haf­tung und Sank­tio­nen) sei grund­sätz­lich (unter Vor­be­halt der Öff­nungs­klau­sel in Art. 80 Abs. 2) abschlie­ssend, so dass eine Ver­fol­gung nach § 3a UWG aus­ge­schlos­sen ist.

Das LG Würz­burg hat nun aber ent­schie­den (die Ver­fü­gung ist hier als PDF abruf­bar), dass die Web­site einer Anwalts­kanz­lei gegen die DSGVO ver­stiess und dar­in ein abmahn­fä­hi­ger Wett­be­werbs­ver­stoss lag:

Die im Impres­sum der Antrags­geg­ne­rin ent­hal­te­ne 7‑zeilige Daten­schutz­er­klä­rung genügt der neu­en DSGVO nicht. Es feh­len Anga­ben zum/zur Ver­ant­wort­li­chen, zur Erhe­bung und Spei­che­rung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten sowie Art und Zweck deren Ver­wen­dung, eine Erklä­rung zur Wei­ter­ga­be von Daten, über Coo­kies, Ana­ly­se­tools, aber vor allem die Beleh­rung über die Betrof­fe­nen­rech­te, ins­be­son­de­re Wider­spruchs­recht, Daten­si­cher­heit und den Hin­weis zur Mög­lich­keit, sich bei einer Auf­sichts­be­hör­de zu beschwe­ren. Mit dem OLG Ham­burg (3 U 26/12) und dem OLG Köln (6 U 121/15) geht das erken­nen­de Gericht davon aus, dass es sich bei den Vor­schrif­ten, gegen die hier ver­sto­ßen wur­de um Ver­stö­ße gegen das Wett­be­werbs­recht gemäß § 4 Nr. 11 UWG bzw. jetzt § 3a UWG dar­stellt und somit vom Antrag­stel­ler abge­mahnt wer­den konn­te. Dass die Antrags­geg­ne­rin Daten erhebt wird schon aus der gleich­zei­ti­gen Ver­wen­dung eines Kon­takt­for­mu­lars auf der Hom­pa­ge indi­zi­iert. Da die­An­trags­geg­nerln jeden­falls über ein Kon­takt­for­mu­lar Daten erhe­ben kann, ist zwin­gend auch eine Ver­schlüs­se­lung der Home­page erfor­der­lich, die hier fehlt.

Der Ent­scheid erging aller­dings im super­pro­vi­so­ri­schen Ver­fah­ren und ist soweit ersicht­lich nicht rechtskräftig.

AI-generierte Takeaways können falsch sein.