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Moti­on Ben­da­han (23.3849): Ein Kom­pe­tenz­zen­trum oder Kom­pe­tenz­netz­werk für künst­li­che Intel­li­genz in der Schweiz schaffen

Moti­on Ben­da­han (23.3849): Ein Kom­pe­tenz­zen­trum oder Kom­pe­tenz­netz­werk für künst­li­che Intel­li­genz in der Schweiz schaffen

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt, Mass­nah­men für die Schaf­fung eines Kom­pe­tenz­zen­trums für neue Tech­no­lo­gien und ins­be­son­de­re für künst­li­che Intel­li­genz (KI) in der Schweiz vor­zu­schla­gen. Die­ses Zen­trum soll ins­be­son­de­re dazu bei­tra­gen, die fol­gen­den Zie­le zu erreichen:

  • Die Schweiz hat ein Kom­pe­tenz­zen­trum, das die Behör­den und even­tu­ell den Pri­vat­sek­tor bera­ten kann;
  • Die Schweiz ver­fügt über die Rechen­lei­stung und die Infra­struk­tur für die Ent­wick­lung, das Testen und die For­schung rund um KI;
  • Die Schweiz ver­fügt über Werk­zeu­ge und kann Werk­zeu­ge zur Ver­fü­gung stel­len, die den Umgang mit künst­li­cher Intel­li­genz ermög­li­chen, z. B. indem sie Risi­ken erken­nen, die­sen vor­beu­gen oder sie zu deren bes­se­ren Ver­ständ­nis bei­tra­gen können;
  • Die Schweiz über­wacht die Ent­wick­lun­gen stän­dig, um zu ver­hin­dern, dass sie bei der Regu­lie­rung und Ent­wick­lung zu spät reagiert;
  • KI wird im Inter­es­se des Gemein­wohls und der Bevöl­ke­rung geför­dert und es wird ver­hin­dert, dass sich die­se Tech­no­lo­gien zum Nach­teil der gro­ssen Mehr­heit der Bevöl­ke­rung entwickeln.

Die Schaf­fung eines sol­chen Zen­trums kann auf ver­schie­de­ne Wei­se erfol­gen, z. B. indem:

  • das Bud­get der Hoch­schu­len an die Infla­ti­on gekop­pelt wird und sie so Res­sour­cen für die Ent­wick­lung oder den Bei­trag zu einem sol­chen Zen­trum bereit­stel­len können;
  • bei der Ent­wick­lung eines sol­chen Zen­trums eine Ver­mitt­ler­rol­le über­nom­men wird, indem Res­sour­cen zur Ver­fü­gung gestellt und öffent­li­che Dienst­lei­stungs­auf­trä­ge für die­ses Zen­trum geschaf­fen werden;
  • ein öffent­li­cher Auf­trag fest­ge­legt und aus­ge­schrie­ben wird, der sicher­stellt, dass sich die KI in der Schweiz ent­wickeln kann, aber allen Men­schen zugu­te­kommt und mög­lichst trans­pa­rent ist;
  • die Ent­wick­lung von Rechen­lei­stung, die zur Ver­fü­gung gestellt wer­den kann, finan­ziert oder mit­fi­nan­ziert wird; die­ser Aspekt ist in der Tat grund­le­gend für For­schung, Tests und Ein­sät­ze im Bereich der KI;
  • Aus­bil­dun­gen geför­dert wer­den, dank denen sich die Schweiz in die­sem Bereich als füh­rend posi­tio­nie­ren kann.

Begrün­dung

Die Tech­no­lo­gien ent­wickeln sich sehr schnell, was sich nicht immer mit einer gewis­sen Träg­heit des poli­ti­schen Systems ver­ein­ba­ren lässt. Dies kann dazu füh­ren, dass das Rechts­sy­stem nicht mehr mit der Ent­wick­lung Schritt hält. Die Schweiz soll­te eine Vor­rei­ter­rol­le für neue Tech­no­lo­gien ein­neh­men, aber immer das Inter­es­se der Gesell­schaft im Mit­tel­punkt behal­ten. Die Schweiz soll­te daher ein Land sein, in dem die Ent­wick­lung von Tech­no­lo­gien geför­dert wird und gleich­zei­tig sicher­ge­stellt wird, dass die­se Tech­no­lo­gien der Mensch­heit zugu­te­kom­men, anstatt nur den Inter­es­sen eini­ger weni­ger Per­so­nen oder Unter­neh­men zu die­nen und ande­re Per­so­nen mas­siv zu schwächen.

Ein Kom­pe­tenz­zen­trum wür­de es der Schweiz ermög­li­chen, eine Vor­rei­ter­rol­le ein­zu­neh­men und die Ent­wick­lung der Tech­no­lo­gien, ins­be­son­de­re im Bereich der KI, stän­dig zu über­wa­chen. Ein sol­ches Zen­trum könn­te der Poli­tik hel­fen, schnell zu reagie­ren, und wür­de dazu bei­tra­gen, dass KI-Tech­no­lo­gien trans­pa­rent sind. Dadurch könn­ten Risi­ken begrenzt wer­den und Werk­zeu­ge beschafft oder ent­wickelt wer­den, die den Wert die­ser Tech­no­lo­gien für die Bevöl­ke­rung steigern.

Die Kom­pe­ten­zen sind in der Schweiz bereits sehr stark vor­han­den, aber es fehlt an poli­ti­schen Impul­sen und Mit­teln. Wenn die Hoch­schu­len und ande­re Akteu­re zur Ent­wick­lung eines sol­chen Zen­trums ermu­tigt wür­den, könn­ten Syn­er­gien mit dem Pri­vat­sek­tor geschaf­fen wer­den, die unser Land im Bereich der KI im Inter­es­se des Gemein­wohls als füh­rend posi­tio­nie­ren und ein für Unter­neh­men för­der­li­ches Umfeld schaf­fen würden.

Der Schweiz man­gelt es gra­vie­rend an Res­sour­cen, das heisst an ver­füg­ba­ren digi­ta­len Infra­struk­tu­ren, ins­be­son­de­re an ver­füg­ba­rer Rechen­lei­stung, um Insti­tu­tio­nen sowie Part­ne­rin­nen und Part­nern die Mög­lich­keit zu geben, im Bereich der KI zu for­schen, zu ent­wickeln, zu testen und zu ler­nen. Es wäre sehr wich­tig, die­se Kapa­zi­tä­ten sub­stan­zi­ell zu erhö­hen, um nicht zu stark vom Aus­land abhän­gig zu sein.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 30.8.2023

KI wirft Fra­gen in unter­schied­lich­sten Berei­chen unse­rer Gesell­schaft und Wirt­schaft auf, wobei die Aus­wir­kun­gen von KI stark kon­text­ab­hän­gig sind. Vor die­sem Hin­ter­grund erscheint ein ein­zel­nes Kom­pe­tenz­zen­trum, wel­ches für alle tech­ni­schen, juri­sti­schen und gesell­schaft­li­chen Aspek­te von KI auf sek­to­ri­el­ler und hori­zon­ta­ler Ebe­ne zustän­dig sein soll, weder ziel­füh­rend noch umsetz­bar. Der Bund hat bereits meh­re­re Gre­mi­en zum Aus­tausch über ver­schie­de­ne Aspek­te von KI geschaf­fen. Seit 2019 wird die vom BAKOM koor­di­nier­te Pla­te­for­me Tri­par­ti­te genutzt, um poli­ti­sche, gesell­schaft­li­che und wirt­schaft­li­che Fra­gen rund um KI mit über 300 Exper­tin­nen und Exper­ten aus Ver­wal­tung (Bund und Kan­to­ne), Wirt­schaft, Zivil­ge­sell­schaft und Wis­sen­schaft zu dis­ku­tie­ren. Die Pla­te­for­me Tri­par­ti­te steht allen Inter­es­sier­ten offen und ver­fügt über einen Ver­wal­tungs­aus­schuss zur Koor­di­nie­rung von Schwei­zer Posi­tio­nen zu KI. Seit meh­re­ren Jah­ren ist KI auch ein prio­ri­tä­res The­ma am Swiss Inter­net Gover­nan­ce Forum, wel­ches unter dem Patro­nat des BAKOM steht.

Seit 2021 ist das Kom­pe­tenz­netz­werk KI (CNAI) für tech­ni­sche Aspek­te der kon­kre­ten Nut­zung von KI in der Bun­des­ver­wal­tung zustän­dig. Das CNAI, das dem Bun­des­amt für Sta­ti­stik (BFS) ange­glie­dert ist, führt eine Daten­bank über die KI-Pro­jek­te im Bund, koor­di­niert die KI-bezo­ge­ne Ter­mi­no­lo­gie und ver­netzt tech­ni­sche Exper­tin­nen und Exper­ten in der «Com­mu­ni­ty of Exper­ti­se» und «Com­mu­ni­ty of Prac­ti­ce». Der­zeit wird ein «Kno­ten­punkt Recht» geschaf­fen, der das CNAI und den Ver­wal­tungs­aus­schuss der Pla­te­for­me Tri­par­ti­te in recht­li­chen Fra­gen unter­stützt. Seit 2021 exi­stiert ein «Kno­ten­punkt Algo­rith­men» unter der Lei­tung des Data Sci­ence Com­pe­tence Cent­re (DSCC) des BFS. Der Bun­des­rat hat das EDI beauf­tragt, das CNAI bis zum ersten Quar­tal 2024 zu eva­lu­ie­ren und ihm ggf. eine Wei­ter­ent­wick­lung zu unter­brei­ten. Zudem stellt das DSCC dem öffent­li­chen Sek­tor sei­ne Exper­ti­se in der kon­kre­ten Anwen­dung von Daten­wis­sen­schaft und KI zur Ver­fü­gung. Dar­über hin­aus führt das BAKOM unter Bei­zug des Ver­wal­tungs­aus­schus­ses der Pla­te­for­me Tri­par­ti­te alle zwei Jah­re ein Moni­to­ring über die Nut­zung und Aktua­li­tät der KI-Leit­li­ni­en für den Bund von 2020 durch und sam­melt die geplan­ten Mass­nah­men auf sek­to­ri­el­ler Ebe­ne. Schliess­lich forscht das Tech­no­lo­gie­zen­trum des VBS, arma­su­i­s­se Wis­sen­schaft und Tech­no­lo­gie, an Anwen­dun­gen von KI im Sicherheitsbereich.

Auch an diver­sen Hoch­schu­len sind Kom­pe­tenz­zen­tren zur KI geschaf­fen wor­den, wel­che für die in der Moti­on genann­ten Anlie­gen genutzt wer­den kön­nen. Dies gilt auch für die Rechen­lei­stung und Infra­struk­tu­ren. Der neue Schwei­zer Super­com­pu­ter «alps», der der­zeit von der ETH Zürich beschaf­fen wird und den bestehen­den Rech­ner «Piz Daint» erset­zen soll, wird erneut einer der lei­stungs­stärk­sten Super­com­pu­ter der Welt sein. Der Super­com­pu­ter soll ab Q1/2024 ein­satz­be­reit sein.

Der Bun­des­rat ist über­zeugt, dass der Umgang mit KI (und ande­ren The­men der Digi­ta­li­sie­rung) wei­ter an Bedeu­tung gewin­nen wird. Ob es dafür zukünf­tig eine Anpas­sung oder Stär­kung der bestehen­den insti­tu­tio­nel­len Struk­tu­ren im Bereich KI benö­tigt, hängt auch stark von den regu­la­to­ri­schen Ent­wick­lun­gen auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ab. Nebst den Ver­hand­lun­gen der EU zum «AI Act» sind insb. die Ver­hand­lun­gen im Euro­pa­rat unter Schwei­zer Vor­sitz für ein ver­bind­li­ches inter­na­tio­na­les Abkom­men zu KI, Men­schen­rech­ten, Demo­kra­tie und Rechts­staat­lich­keit rele­vant. In sei­ner Ant­wort auf das Postu­lat Dobler (23.3201) hat der Bun­des­rat bereits ange­kün­digt, bis Ende 2024 eine poli­ti­sche Aus­le­ge­ord­nung mit mög­li­chen Optio­nen für sek­to­ri­el­le und wo nötig hori­zon­ta­le regu­la­to­ri­sche Mass­nah­men im Bereich KI zu erar­bei­ten. Die Ana­ly­sen hier­zu wer­den im Rah­men der exi­stie­ren­den Gefä­sse (insb. der IK EUDP für die Aus­wir­kun­gen des «AI Act» auf die Schweiz, der Pla­te­for­me Tri­par­ti­te und des­sen Ver­wal­tungs­aus­schuss für die Ana­ly­se der Impli­ka­tio­nen des Euro­pa­rats­ab­kom­mens, das Moni­to­ring der Leit­li­ni­en sowie den Aus­tausch über sek­to­ri­el­len Hand­lungs­be­darf, sowie dem CNAI) und unter Ein­be­zug aller betrof­fe­nen Bun­des­stel­len vor­ge­nom­men. Die Aus­le­ge­ord­nung soll auch die Fra­ge prü­fen, ob eine Anpas­sung oder Stär­kung der bestehen­den insti­tu­tio­nel­len Struk­tu­ren im Bereich KI (z.B. Schaf­fung einer über­ge­ord­ne­ten Koor­di­na­ti­ons­stel­le) ange­zeigt ist.

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