Moti­on Christ (25.3288): Natio­na­le KI-Stra­te­gie und Road­map für eine zukunfts­fä­hi­ge Schweiz

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat soll eine natio­na­le Stra­te­gie und Road­map für zukunfts­ori­en­tier­te und ver­trau­ens­wür­di­ge künst­li­che Intel­li­genz (KI) ent­wickeln. Die­se soll ins­be­son­de­re auf­zei­gen, wie:

  • ein natio­na­les Kom­pe­tenz­zen­trum für KI benannt und mit kla­ren Koor­di­na­ti­ons- und Ver­net­zungs­auf­ga­ben ver­se­hen wer­den kann, um die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Wis­sen­schaft, Wirt­schaft, Ver­wal­tung und KMU zu stär­ken sowie als Platt­form für ethi­sche und regu­la­to­ri­sche Fra­gen rund um KI zu dienen;
  • stra­te­gi­sche Zie­le und Mass­nah­men zur Stär­kung der For­schungs- und Inno­va­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten defi­niert wer­den kön­nen, ins­be­son­de­re durch geziel­te För­de­rung von Spit­zen­for­schung an Insti­tu­tio­nen wie z. B. der ETH Zürich und der EPFL sowie die Unter­stüt­zung von KMU beim Zugang zu KI-Kom­pe­ten­zen und ‑Anwen­dun­gen;
  • ein Plan zur Talent­för­de­rung und ‑gewin­nung erar­bei­tet wer­den kann, der sowohl die Ent­wick­lung von Aus­bil­dungs­pro­gram­men als auch inter­na­tio­na­le Anrei­ze zur Bin­dung hoch­qua­li­fi­zier­ter Fach­kräf­te umfasst.

Die Road­map soll dar­über hin­aus wei­te­re Mass­nah­men auf­zei­gen, die erfor­der­lich sind, um die Ent­wick­lung und Anwen­dung ver­trau­ens­wür­di­ger KI in der Schweiz lang­fri­stig zu stärken.

Begrün­dung

Künst­li­che Intel­li­genz (KI) ist eine Schlüs­sel­tech­no­lo­gie der Zukunft und beein­flusst zahl­rei­che Wirt­schafts- und Gesell­schafts­be­rei­che. Die Schweiz ver­fügt bereits über exzel­len­te For­schungs­in­sti­tu­tio­nen wie die ETH Zürich und die EPFL sowie Initia­ti­ven wie das Swiss Data Sci­ence Cen­ter. Den­noch fehlt eine koor­di­nier­te, über­grei­fen­de Stra­te­gie, die bestehen­de Stär­ken syste­ma­tisch ver­netzt und gezielt wei­ter­ent­wickelt. Wäh­rend ande­re Län­der wie die EU mit dem AI Act oder die USA mit natio­na­len KI-Plä­nen kla­re Fahr­plä­ne vor­le­gen, fehlt in der Schweiz eine Road­map, die lang­fri­sti­ge Zie­le, stra­te­gi­sche Inve­sti­tio­nen und regu­la­to­ri­sche Rah­men­be­din­gun­gen definiert.

Die Schweiz hat die Chan­ce, sich als inter­na­tio­nal füh­ren­der Inno­va­ti­ons­stand­ort für ver­trau­ens­wür­di­ge und nach­hal­ti­ge KI zu posi­tio­nie­ren. Dazu braucht es kla­re stra­te­gi­sche Leit­li­ni­en und Mass­nah­men. Ein natio­na­les Kom­pe­tenz­zen­trum für KI könn­te als zen­tra­le Koor­di­na­ti­ons­stel­le fun­gie­ren und sicher­stel­len, dass Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Ver­wal­tung gemein­sam an der Umset­zung einer kohä­ren­ten KI-Stra­te­gie arbei­ten. Eine natio­na­le Road­map muss auf­zei­gen, wie die Schweiz ihre Inno­va­ti­ons­kraft aus­baut und lang­fri­stig inter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hig bleibt.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 28.5.2025

Der Zugang zu und die Nut­zung von künst­li­cher Intel­li­genz (KI) sind wich­ti­ge Fak­to­ren für die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Schweiz. Die Schweiz ist bei die­ser The­ma­tik ins­ge­samt gut positioniert.

Für Dia­log und Koor­di­na­ti­on von Kl bestehen auf Bun­des­ebe­ne ver­schie­de­ne Gefä­sse, nament­lich die vom BAKOM koor­di­nier­te «Pla­te­for­me Tri­par­ti­te». Sie fun­giert als natio­na­le Austausch­plattform zu The­men mit Bezug zu KI. Auch das jähr­lich statt­fin­den­de Swiss Inter­net Gover­nance Forum unter dem Patro­nat des BAKOM bie­tet eine Platt­form für die Dis­kus­si­on von KI. Das par­ti­zi­pa­ti­ve, offe­ne For­mat die­ser Foren ver­zich­tet bewusst auf star­re Struk­tu­ren und bie­tet die Fle­xi­bi­li­tät, die für einen dyna­mi­schen Bereich wie KI not­wen­dig ist.

Im Hin­blick auf Regu­lie­rung und Nut­zung von KI in der Ver­wal­tung sind eben­falls koor­di­nier­te Akti­vi­tä­ten im Gan­ge. Am 12.2.2025 hat der Bun­des­rat das EJPD beauf­tragt, zusam­men mit UVEK, EDA und wei­te­ren Bun­des­stel­len bis Ende 2026 eine Vernehm­lassungsvorlage zur Umset­zung der KI-Kon­ven­ti­on des Euro­pa­rats mit Eck­wer­ten zu gesetz­li­chen Mass­nah­men in den Berei­chen Trans­pa­renz, Daten­schutz, Nicht­dis­kri­mi­nie­rung und Auf­sicht vor­zu­le­gen. Zudem wur­de das UVEK beauf­tragt, zusam­men mit EJPD, EDA und WBF einen Plan von recht­lich nicht ver­bind­li­chen Mass­nah­men zur Umset­zung der KI-Kon­ven­ti­on zu erar­bei­ten und dem Bun­des­rat bis Ende 2026 vorzulegen.

Seit dem 21.3.2025 gilt für die Bun­des­ver­wal­tung die «Stra­te­gie Ein­satz von KI-Syste­men in der Bun­des­ver­wal­tung». Sie zielt dar­auf ab, die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on der Bundes­verwaltung durch den Ein­satz von KI-Syste­men best­mög­lich zu unter­stüt­zen. Ein Mass­nah­men­plan wird der­zeit unter Feder­füh­rung der Bun­des­kanz­lei erarbeitet.

Gestützt auf den Eva­lua­ti­ons­be­richt des Kom­pe­tenz­netz­werks Künst­li­che Intel­li­genz CNAI hat der Bun­des­rat am 13.9.2024 beschlos­sen, die Koor­di­na­ti­on von KI in der Ver­wal­tung zu stär­ken, und er hat das EDI und die Bun­des­kanz­lei beauf­tragt, Mass­nah­men für die instit­uti­onelle Weiter­entwicklung fest­zu­le­gen und departements­übergreifende Zustän­dig­keiten zu klä­ren. Die Ergeb­nis­se sind für das erste Halb­jahr 2026 zu erwarten.

Bezüg­lich KI-For­schung und ‑Inno­va­ti­on befin­det sich die Schweiz im inter­na­tio­na­len Ver­gleich in einer guten Posi­ti­on. Die Akteu­re adres­sie­ren die Her­aus­for­de­run­gen in ihren stra­te­gischen Pla­nun­gen zur BFI-Bot­schaft. Sämt­li­che vom Bund unter­stütz­ten Akteu­re in der For­schung sind im Bereich KI tätig und festi­gen so die Posi­ti­on der Schweiz als Stand­ort für Spitzen­forschung. Exem­pla­risch kann die Swiss AI Initia­ti­ve im ETH-Bereich genannt wer­den, die unter Nut­zung des Super­com­pu­ters «Alps» an der Ent­wick­lung von KI-Model­len arbei­tet. Für die For­schungs­för­de­rung kön­nen die bestehen­den Instru­men­te (etwa des Schwei­zerischen Natio­nal­fonds) genutzt wer­den. KMU kön­nen u.a. von Inno­su­i­s­se oder via vom Bund unter­stütz­ten Tech­no­lo­gie­kom­pe­tenz­zen­tren von natio­na­ler Bedeu­tung (z.B. CSEM oder Idiap Rese­arch Insti­tu­te) Unter­stüt­zung erhal­ten. Die Posi­ti­on der Schweiz und all­fäl­li­ger Hand­lungs­be­darf wer­den zur­zeit in Erfül­lung des Postu­lats 24.3140 Michel überprüft.

Eine hoch­ste­hen­de und den Bedürf­nis­sen ange­pass­te Aus- und Wei­ter­bil­dung gehört zu den Kern­auf­ga­ben sowohl der Berufs­bil­dung als auch der Hoch­schu­len. Erwäh­nens­wert ist etwa das von ETH Zürich und EPFL getra­ge­ne Swiss Natio­nal AI Insti­tu­te (SNAI). In der Berufs­bil­dung ermög­licht die direk­te Betei­li­gung der Orga­ni­sa­tio­nen der Arbeits­welt an der Neu- und Wei­ter­ent­wick­lung von Beru­fen und Wei­ter­bil­dun­gen, dass tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lun­gen rasch in die Kom­pe­ten­zen künf­ti­ger Fach­kräf­te inte­griert wer­den. Davon pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re auch KMU.

Der Bun­des­rat teilt grund­sätz­lich die Anlie­gen der Moti­on, lehnt aber den Auf­bau wei­te­rer Gre­mi­en und Struk­tu­ren ab. Soll­te die Moti­on im Erstrat ange­nom­men wer­den, behält er sich vor, im Zweit­rat eine Anpas­sung des Tex­tes mit Fokus­sie­rung auf den BFI-Bereich und ohne neu­es natio­na­les Kom­pe­tenz­zen­trum zu beantragen.