Moti­on Mass­hardt (25.3210): Schaf­fung einer natio­na­len Ethik­kom­mis­si­on für künst­li­che Intelligenz

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt, eine Ethik­kom­mis­si­on im Bereich der Künst­li­chen Intel­li­genz (KI) einzuberufen.

Begrün­dung

KI-Syste­me kom­men in immer mehr Berei­chen zum Ein­satz – sowohl im öffent­li­chen als auch im pri­va­ten Leben. Innert Sekun­den schaf­fen öffent­lich zugäng­li­che Tools wie ChatGPT Tex­te, Bil­der oder Musik­stücke. KI-Anwen­dun­gen wer­den zum Ler­nen benutzt, erleich­tern Arbeits­pro­zes­se und schaf­fen Kunst. Neben dem gro­ssen Poten­zi­al, sind damit auch ethi­sche Fra­gen ver­bun­den: Was bedeu­tet KI für die poli­ti­sche Mei­nungs­bil­dung & Mit­spra­che, wenn fast ohne Auf­wand Pro­pa­gan­da in unbe­grenz­ten Men­gen getex­tet wer­den kann? Wel­chen Effekt haben Algo­rith­men von Platt­for­men auf die Ver­läss­lich­keit von Infor­ma­tio­nen, die Men­schen kon­su­mie­ren? Wel­che Aus­wir­kun­gen haben KI-Anwen­dun­gen auf Arbeits­welt, Kunst & Kul­tur, Bil­dung? Wie las­sen sich Dis­kri­mi­nie­run­gen ver­hin­dern, wenn KI z.B. in Rekru­tie­rungs­pro­zes­sen ein­ge­setzt wird? Wie kann man sich gegen Ent­schei­dun­gen von KI-Syste­men zur Wehr set­zen? Wel­che Pro­zes­se braucht es, um Ver­ant­wor­tung & Rechen­schafts­pflich­ten sicher­zu­stel­len? Bis zu wel­chem Grad sol­len KI-Anwen­dun­gen zur Über­wa­chung ein­ge­setzt wer­den? Und wel­che Ein­schrän­kun­gen der Grund- & Per­sön­lich­keits­rech­te neh­men wir dafür in Kauf? Wel­che Per­so­nen & Orga­ni­sa­tio­nen erschaf­fen, bestim­men, kon­trol­lie­ren KI-Systeme?

Es braucht Rah­men­be­din­gun­gen, um sicher­zu­stel­len, dass KI den Ein­zel­nen & der Gesell­schaft tat­säch­lich zugu­te­kommt. In Deutsch­land gab der Ethik­rat 2023 wich­ti­ge Emp­feh­lun­gen ab. Er beton­te, dass für die ethi­sche Bewer­tung von KI nicht nur die Tech­no­lo­gie ver­stan­den wer­den müs­se, son­dern auch die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Mensch & Tech­nik sowie gesell­schaft­li­che Effek­te. Uni­ver­si­tä­ten haben teils bereits eige­ne Insti­tu­te für Ethik der KI, z.B. die TU Mün­chen & die Uni­ver­si­tät Oxford.

Wir haben die Natio­na­le Ethik­kom­mis­si­on im Bereich der Human­me­di­zin (NEK) sowie die Ethik­kom­mis­si­on für die Bio­tech­no­lo­gie im Ausser­hu­man­be­reich. Es ist Zeit, dass wir eine drit­te Ethik­kom­mis­si­on schaf­fen für Her­aus­for­de­run­gen in Zusam­men­hang mit KI, deren Ent­wick­lung & Ein­satz. Ana­log zur NEK soll dies ein unab­hän­gi­ges Gre­mi­um sein, das ethi­sche The­men ana­ly­siert und mit Blick auf die demo­kra­ti­schen Tra­di­tio­nen der Schweiz, ihre bür­ger­li­chen Frei­hei­ten & sozia­len Grund­rech­te erör­tert. Die Kom­mis­si­on berät die Poli­tik, nimmt aber kei­ne Ent­schei­dun­gen des Gesetz­ge­bers vorweg.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 21.5.25

Der Bun­des­rat ist sich bewusst, dass die Ent­wick­lung von künst­li­cher Intel­li­genz (KI) neue Her­aus­for­de­run­gen ins­be­son­de­re auf recht­li­cher, gesell­schaft­li­cher und ethi­scher Ebe­ne mit sich bringt. Die Bun­des­ver­wal­tung befass­te sich schon in ihren ersten Arbei­ten im Bereich KI mit ethi­schen Fra­gen, nament­lich im Bericht zu den Her­aus­for­de­run­gen der KI von 2019 und in den Leit­li­ni­en «Künst­li­che Intel­li­genz» für den Bund von 2020 (ver­füg­bar unter https://www.sbfi.admin.ch > BFI-Poli­tik > Bildungs‑, For­schungs- und Inno­va­ti­ons­po­li­tik des Bun­des 2025 – 2028 > Trans­ver­sa­le The­men im BFI-Bereich > Digi­ta­li­sie­rung im BFI-Bereich > Künst­li­che Intel­li­genz). Auch auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne sind die ethi­schen Her­aus­for­de­run­gen ein zen­tra­les Ele­ment der Über­le­gun­gen zur Steue­rung von KI. So haben am 23. Novem­ber 2021 sämt­li­che Mit­glied­staa­ten der UNESCO, wozu auch die Schweiz gehört, eine Emp­feh­lung zur Ethik der KI ver­ab­schie­det. Zudem wur­den bei den Ver­hand­lun­gen zur Aus­ar­bei­tung der Kon­ven­ti­on des Euro­pa­rats über künst­li­che Intel­li­genz und Men­schen­rech­te, Demo­kra­tie und Rechts­staat­lich­keit zahl­rei­che bestehen­de inter­na­tio­na­le Instru­men­te betref­fend KI berück­sich­tigt, unter ande­rem auch sol­che, die sich mit ethi­schen Fra­gen befas­sen (sie­he erläu­tern­der Bericht zur KI-Kon­ven­ti­on, Ziff. 7, ver­füg­bar unter https://www.coe.int > Droits humains > Intel­li­gence arti­fi­ci­el­le et droits humains > Con­ven­ti­on-cad­re).

Am 12. Febru­ar 2025 hat der Bun­des­rat einen Grund­satz­ent­scheid über die Regu­lie­rung von KI in der Schweiz getrof­fen. Er möch­te die KI-Kon­ven­ti­on des Euro­pa­rats rati­fi­zie­ren und hat das EJPD dazu beauf­tragt, bis Ende 2026 eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zu deren Umset­zung im schwei­ze­ri­schen Recht aus­zu­ar­bei­ten (vgl. Medi­en­mit­tei­lung unter https://news.admin.ch > Medi­en­mit­tei­lun­gen des Bun­des­rats > 12. Febru­ar 2025 – KI-Regu­lie­rung: Bun­des­rat will Kon­ven­ti­on des Euro­pa­rats rati­fi­zie­ren). Der Geset­zes­vor­ent­wurf wird sich ins­be­son­de­re mit den Her­aus­for­de­run­gen in Bezug auf Trans­pa­renz, Daten­schutz, Nicht­dis­kri­mi­nie­rung und Auf­sicht befas­sen. Die Kon­ven­ti­on lässt den Ver­trags­staa­ten Spiel­raum bei der Wahl der zu ergrei­fen­den Mass­nah­men. Die mög­li­che Schaf­fung einer Ethik­kom­mis­si­on im Bereich KI kann im Rah­men die­ser Arbei­ten, die erst am Anfang ste­hen, geprüft wer­den. Wel­che kon­kre­ten Mass­nah­men ergrif­fen wer­den, lässt sich zum aktu­el­len Zeit­punkt noch nicht sagen.