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Moti­on Sava­ry (12.3578): Boni­täts­da­ten­ban­ken. Ein Pro­blem, das gelöst wer­den muss

Moti­on Sava­ry (12.3578): Boni­täts­da­ten­ban­ken. Ein Pro­blem, das gelöst wer­den muss
Abge­lehnt (27.09.2012)

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt, durch eine Ände­rung des Bun­des­ge­set­zes über den Daten­schutz zu ver­bie­ten, dass Daten über die Zah­lungs­fä­hig­keit von Pri­vat­per­so­nen in ande­ren Daten­ban­ken als dem Betrei­bungs­re­gi­ster und der Daten­bank der Infor­ma­ti­ons­stel­le für Kon­sum­kre­dit (IKO) erfasst werden.

Begrün­dung

Die Boni­täts­da­ten­ban­ken ent­hal­ten Infor­ma­tio­nen über die Zah­lungs­fä­hig­keit von Pri­vat­per­so­nen. Sie gehö­ren pri­va­ten Aus­kunf­tei­en und sind der Öffent­lich­keit und, schlim­mer noch, den betrof­fe­nen Per­so­nen gröss­ten­teils nicht bekannt.

Gegen Bezah­lung kön­nen alle Zugang zu die­sen Daten erhal­ten. Regi­strier­te Per­so­nen haben das Recht, Aus­kunft über ihre eige­nen Daten sowie deren Löschung zu ver­lan­gen. Die wenig­sten wis­sen jedoch, dass sie erfasst sind, und wenn sie es wis­sen, wis­sen sie nicht, an wel­ches Unter­neh­men sie sich rich­ten müs­sen. Die­se undurch­sich­ti­ge Situa­ti­on wider­spricht den Grund­sät­zen des Bun­des­ge­set­zes über den Datenschutz.

Es stellt sich noch ein wei­te­res Pro­blem: die Rich­tig­keit der gespei­cher­ten Daten. Die Aus­künf­te sind oft unge­nau, die For­de­run­gen zwei­fel­haft oder es liegt eine Namens­ver­wechs­lung vor (Hom­ony­mie). Selbst gute Zah­le­rin­nen und Zah­ler, und manch­mal sogar Kin­der, ste­hen auf die­sen Listen. Die gesam­te Bevöl­ke­rung kann also Opfer einer miss­bräuch­li­chen Daten­er­fas­sung wer­den. Die Tat­sa­che, dass die­se Daten in Boni­täts­da­ten­ban­ken ver­füg­bar sind und von allen Per­so­nen nach Wunsch ein­ge­se­hen wer­den kön­nen, kann schwer­wie­gen­de Fol­gen haben. Denn das Bewer­tungs­sy­stem der Aus­kunf­tei­en (die Note A ist die höch­ste) kann von jeder Per­son oder jedem Unter­neh­men kon­sul­tiert wer­den, die oder das sich über eine Bür­ge­rin oder einen Bür­ger infor­mie­ren möch­te (z. B. Ver­wal­tun­gen, Arbeit­ge­ber, bei der Ver­ga­be von Klein­kre­di­ten oder dem Abschluss von Tele­fon­abon­ne­men­ten). Wie­so ist eine Per­son in einer sol­chen Daten­samm­lung regi­striert? Wie­so hat sie eine bestimm­te Bewer­tung und kei­ne ande­re? Es gibt kei­ne Vor­ga­ben, wie lan­ge die Daten gespei­chert wer­den dür­fen, und es gibt kei­ne Defi­ni­ti­on, was gute oder aber schlech­te Zah­le­rin­nen und Zah­ler sind. Nicht sel­ten wird auf­grund eines ein­fa­chen Zah­lungs­ver­zugs eine schlech­te Note verteilt.

Die­se Daten­samm­lun­gen haben im Gegen­satz zum Betrei­bungs­re­gi­ster und der Daten­bank der IKO, die sich auf das Bun­des­ge­setz über den Kon­sum­kre­dit stützt, kei­ne recht­li­che Grund­la­ge. Sie müs­sen des­halb per Gesetz ver­bo­ten werden.

Stel­lung­nah­me des Bundesrats

Die Tätig­keit pri­va­ter Kre­dit­aus­kunf­tei­en steht in einem Span­nungs­ver­hält­nis zum Schutz der Pri­vat­sphä­re der von den Kre­dit­aus­kunf­tei­en erfass­ten Per­so­nen. Pri­va­te Kre­dit­aus­kunf­tei­en haben für die Bear­bei­tung von Daten natür­li­cher und juri­sti­scher Per­so­nen das Bun­des­ge­setz über den Daten­schutz vom 19. Juni 1992 (DSG; SR 235.1) zu beach­ten, das die­sem Span­nungs­ver­hält­nis Rech­nung trägt. Der Bun­des­rat erach­tet das von der Moti­on vor­ge­schla­ge­ne voll­stän­di­ge Ver­bot der Regi­strie­rung von Per­so­nen­da­ten im Bereich Kre­dit­wür­dig­keit durch pri­va­te Kre­dit­aus­kunf­tei­en als zu weit­ge­hend. Er ist jedoch bereit zu prü­fen, inwie­weit in die­sem Zusam­men­hang ein zusätz­li­cher gesetz­ge­be­ri­scher Hand­lungs­be­darf besteht. Die­se Prü­fung kann im Rah­men der Arbei­ten für die Revi­si­on des DSG erfol­gen. Die Vor­ar­bei­ten dazu sind nun auf­ge­nom­men wor­den, nach­dem der Bun­des­rat im Anschluss an die kürz­lich durch­ge­führ­te Eva­lua­ti­on des DSG zur Auf­fas­sung gelangt ist, dass das Gesetz revi­diert wer­den soll­te (sie­he den Bericht des Bun­des­ra­tes über die Eva­lua­ti­on des DSG vom 9. Dezem­ber 2011, BBl 2012 335ff.).

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