Eingereichter Text
Das Büro des Nationalrates wird beauftragt, eigens für die Mitglieder der Bundesversammlung einen Assistenten für künstliche Intelligenz entwickeln zu lassen. Dieses Tool soll auf einem Open-Source-Sprachmodell basieren, das auf die Bedürfnisse der Legislative zugeschnitten und mit den relevanten Datenbanken des Bundes verbunden ist. Der KI-Assistent soll auf einer souveränen Schweizer Infrastruktur gehostet werden, um die Vertraulichkeit zu gewährleisten und die Unabhängigkeit der Antworten von ausländischen Einflüssen sicherzustellen.
Minderheit
Eine Minderheit der Kommission (Schnyder Markus, Addor, Golay Roger, Graber Michael, Götte, Hurter Thomas, Knutti, Tuena, Zuberbühler) beantragt, die Motion abzulehnen.
Begründung
Künstliche Intelligenz (KI) macht rasche Fortschritte und wird in vielen Bereichen – auch bei der parlamentarischen Arbeit – zu einem unverzichtbaren Tool. Mehrere Ratsmitglieder nutzen bereits KI-Chatbots wie ChatGPT oder Claude, um Texte zu analysieren, Vorstösse auszuarbeiten oder Dokumente zusammenzufassen. Diese Tools sind zwar nützlich, doch stellen sich bei ihrer Verwendung die folgenden drei Hauptherausforderungen:
- Es besteht die Gefahr, dass sensible Informationen den sicheren Rahmen des Bundes verlassen und öffentlich werden.
- Es besteht die Gefahr, dass die Antworten von Tools mit einem «Bias», einer Priorisierung oder einer Logik, die den Schweizer Interessen zuwiderlaufen, beeinflusst werden.
- Es besteht eine strukturelle Abhängigkeit von Technologien, die ausserhalb des institutionellen und rechtlichen Rahmens der Schweiz entwickelt wurden.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, muss die Schweiz eine souveräne und leistungsfähige Alternative anbieten: einen eigens für die Ratsmitglieder konzipierten KI-Assistenten, der auf Servern in der Schweiz gehostet wird, sich an den demokratischen Werten der Schweiz orientiert und mit den für das Mandat der Ratsmitglieder relevanten Dokumentationsressourcen verbunden ist. Dieser Assistent könnte nützliche und gezielte Funktionen bieten: u. a. Zusammenfassung von Gesetzesentwürfen, Hilfe beim Verfassen von Texten, Vergleich ähnlicher Texte oder Initiativen, Unterstützung beim Themenmonitoring.
Mit einem solchen Tool könnte nicht nur die Effizienz der parlamentarischen Arbeit erhöht, sondern auch die digitale Souveränität des Parlaments sichergestellt werden, indem verhindert wird, dass der Austausch sensibler Daten über ausländische Plattformen erfolgt. Für die Legislative ist es eine grundlegende Frage der Sicherheit und Unabhängigkeit.
Die Parlamentsbibliothek hat bereits ein entsprechendes Pilotprojekt lanciert und auch mehrere Bundeseinheiten testen KI-Lösungen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Bemühungen sind unbedingt zu koordinieren. Es ist an der Zeit, dass die höchste demokratische Instanz des Landes auch ein Tool erhält, das ihrer Verantwortung gerecht wird, und sich nicht mit GovChat, das für die Verwaltung bestimmt ist, begnügen muss.
Länder wie Italien haben diesen Weg bereits eingeschlagen. Die Schweiz darf bei der Ausübung ihrer gesetzgebenden Gewalt nicht länger von externen Akteuren abhängig sein.