OGH (AT): Beweis­last für anspruchs­be­grün­den­de Tat­sa­chen nach DSGVO 82

Der Ober­ste Gerichts­hof Öster­reichs, der OGH, hat sich mit Urteil vom 27.11.2019 (u.a.) zur Beweis­last für die anspruchs­be­grün­den­den Tat­sa­chen bei Scha­den­er­satz­an­sprü­chen nach Art. 82 DSGVO geäussert:

4.2. Das Erst­ge­richt traf meh­re­re Nega­tiv­fest­stel­lun­gen. Das Beru­fungs­ge­richt kam zu dem Ergeb­nis, dass auch nach Art 82 DSGVO der Klä­ger die Beweis­last für den Ein­tritt des Scha­dens und die Kau­sa­li­tät trägt. Nur für das Ver­schul­den bestehe eine Beweis­last­um­kehr. Wei­ters sei nach Auf­fas­sung des Beru­fungs­ge­richts dem Klä­ger weder für den Ein­tritt des Scha­dens noch für den Kau­sa­li­täts­zu­sam­men­hang der Beweis gelungen.

4.3. Die Auf­fas­sung des Beru­fungs­ge­richts steht in Ein­klang mit der herr­schen­den Mei­nung im Schrift­tum. Dem­nach nor­miert Art 82 DSGVO nur eine Beweis­last­um­kehr in Bezug auf das Ver­schul­den, nicht jedoch hin­sicht­lich der ande­ren anspruchs­be­grün­den­den Voraussetzungen […].

4.6. […] Das Uni­ons­recht ent­hält zur Beweis­last kei­ner­lei Bestim­mun­gen, sodass dies­be­züg­lich die inner­staat­li­chen Vor­schrif­ten zur Anwen­dung kom­men […]. Die Beweis­last für das Vor­lie­gen und die Höhe des Scha­dens liegt daher beim Klä­ger. Gemäß dem Effek­ti­vi­täts­prin­zip darf das natio­na­le Beweis­recht nur kei­ne unüber­brück­ba­ren Hür­den für die Gel­tend­ma­chung des Anspruchs vorsehen […].

Im kon­kre­ten Fall ging es um behaup­te­ten Scha­den infol­ge einer unzu­läs­si­gen Boni­täts­aus­kunft. Zum Scha­dens­be­weis in die­ser Kon­stel­la­ti­on führt der OGH fol­gen­des aus:

4.8. Nun ist grund­sätz­lich nicht aus­ge­schlos­sen, dass schon der Nach­weis der Nicht­ge­wäh­rung eines Kre­dits nach unzu­läs­si­ger Boni­täts­aus­kunft für den Nach­weis eines Scha­dens aus­reicht. Der vor­lie­gen­de Fall ist aller­dings anders gela­gert: Dem Klä­ger wur­de in der Fol­ge ein Kre­dit durch eine ande­re Bank gewährt. Er begehrt daher im vor­lie­gen­den Fall nicht den Scha­den auf­grund der Nicht­ge­wäh­rung des Kre­dits, son­dern den Scha­den, der in der Dif­fe­renz zwi­schen dem nicht­ge­währ­ten Kre­dit und dem tat­säch­lich erhal­te­nen Kre­dit liegt. In die­sem Fall kann der Scha­den aber nicht schon in der Nicht­ge­wäh­rung eines Kre­dits lie­gen, son­dern nur in der Nicht­ge­wäh­rung eines Kre­dits zu bes­se­ren Kon­di­tio­nen. Daher hät­te der Klä­ger nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen den Ein­tritt des kon­kre­ten Dif­fe­renz­scha­dens bewei­sen müs­sen. Dies ist ihm jedoch nicht gelun­gen. Er bringt auch nicht vor, dass der tat­säch­lich gewähr­te Kre­dit etwa zu mark­tun­üb­li­chen Kon­di­tio­nen geschlos­sen wurde. […]

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