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Par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ve SPK‑N (21.443): Erste Ände­run­gen des revi­dier­ten DSG

Im Rah­men der par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve 21.443 («Ver­ord­nung über das Arbeits­ver­hält­nis der Lei­te­rin oder des Lei­ters des Eid­ge­nös­si­schen Daten­schutz- und Öffent­lich­keits­be­auf­trag­ten») der Staats­po­li­ti­schen Kom­mis­si­on des Natio­nal­ra­tes wur­de das Arbeits­ver­hält­nis der Lei­terin bzw. des Lei­ters des EDÖB neu gere­gelt. Hier­bei kommt es auch bereits zu ersten Anpas­sun­gen des total­re­vi­dier­ten DSG, wel­ches am 1. Sep­tem­ber 2023 in Kraft tre­ten wird, sofern sich nicht noch Ver­zö­ge­run­gen erge­ben soll­ten. Die par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ve wur­de am 16. März 2022 im Natio­nal­rat behan­delt. Als Zweit­rat stimm­te der Stän­de­rat am 7. Juni 2022 ent­spre­chen­den Geset­zes­än­de­run­gen sowie dem Ver­ord­nungs­ent­wurf zu.

Aus­gangs­la­ge

Mit dem total­re­vi­dier­ten Daten­schutz­ge­setz (revDSG) ändert sich das künf­ti­ge Ver­fah­ren zur Ernen­nung der oder des Beauf­trag­ten. Wäh­rend die­se bzw. die­ser nach dem gel­ten­den Recht vom Bun­des­rat gewählt wird und die Wahl durch die Ver­ei­nig­te Bun­des­ver­samm­lung geneh­migt wer­den muss, ist künf­tig die Ver­ei­nig­te Bun­des­ver­samm­lung das zustän­di­ge Wahl­or­gan (Art. 43 Abs. 1 revDSG). Damit soll die Unab­hän­gig­keit der oder des Beauf­trag­ten und ihre bzw. sei­ne demo­kra­ti­sche Legi­ti­mi­tät gestärkt werden.

Das Par­la­ment ist auf­grund sei­ner Stel­lung als Wahl­or­gan auch zur Umset­zung von Art. 43 revDSG und damit für den Erlass der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum Arbeits­ver­hält­nis der oder des Beauf­trag­ten zustän­dig. Aus die­sem Grund beschloss die Staats­po­li­ti­sche Kom­mis­si­on des Natio­nal­ra­tes (SPK‑N) am 15. April 2021, die­se Arbeit mit­tels einer par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve 21.443 («Ver­ord­nung über das Arbeits­ver­hält­nis der Lei­te­rin oder des Lei­ters des Eid­ge­nös­si­schen Daten­schutz- und Öffent­lich­keits­be­auf­trag­ten») anzu­ge­hen. Die stän­de­rät­li­che Schwe­ster­kom­mis­si­on (SPK‑S) gab der Initia­ti­ve am 26. April 2021 Fol­ge, wor­auf­hin ein Ent­wurf aus­ge­ar­bei­tet wur­de. Am 27. Janu­ar 2022 bean­trag­te die SPK‑N dem Natio­nal­rat die Zustim­mung zum aus­ge­ar­bei­te­ten Ver­ord­nungs­ent­wurf über das Arbeits­ver­hält­nis der Lei­te­rin oder des Lei­ters des EDÖB (Vor­la­ge 3). Sie prä­sen­tier­te dabei auch zusätz­li­che Ände­run­gen des revDSG (Vor­la­ge 1) sowie des Infor­ma­ti­ons­si­cher­heits­ge­set­zes (ISG; Vor­la­ge 2). Am 16. März 2022 stimm­te der Natio­nal­rat dem Beschluss leicht abwei­chend vom ursprüng­li­chen Ent­wurf zu. Am 7. Juni 2022 folg­te ihm der Stän­de­rat mit sei­ner Zustimmung.

Spe­zi­fi­sche Ände­run­gen des revi­dier­ten DSG

Die SPK‑N kam Anfang 2022 zum Ent­schluss, dass ein­zel­ne Ergän­zun­gen des revDSG erfor­der­lich sei­en. Ins­be­son­de­re soll­te eine gesetz­li­che Grund­la­ge geschaf­fen wer­den, wel­che die Bun­des­ver­samm­lung aus­drück­lich zum Erlass der besag­ten Ver­ord­nung über das Arbeits­ver­hält­nis der oder des Beauf­trag­ten ermäch­tigt (neu­er Art. 43 Abs. 3bis revDSG). Die Kom­mis­si­on schlug sodann vor, die Bestim­mun­gen zur beruf­li­chen Vor­sor­ge (ergänz­ter Art. 43 Abs. 3 revDSG), zum Aus­stand (neu­er Art. 47a revDSG) und zur Ver­war­nung als Dis­zi­pli­nar­mass­nah­me (neu­er Art. 44a revDSG) sowie die Über­gangs­be­stim­mun­gen betref­fend die Wahl und das Arbeits­ver­hält­nis der oder des Beauf­trag­ten (neu­er Art. 72 Abs. 2 sowie Art. 72a revDSG) zu ergän­zen. Ausser­dem wur­de die bis­he­ri­ge Bestim­mung über die Neben­be­schäf­ti­gung der oder des Beauf­trag­ten ange­passt, um die Zustän­dig­kei­ten inner­halb der Bun­des­ver­samm­lung prak­ti­ka­bler zu ver­tei­len (ergänz­ter Art. 47 Abs. 2 revDSG). Des Wei­te­ren passt die Kom­mis­si­on die Auf­lö­sung des Arbeits­ver­hält­nis­ses auf Initia­ti­ve der oder des Beauf­trag­ten an (ergänz­ter Art. 44 Abs. 2).

Ursprüng­lich hat­te die SPK‑N im Ent­wurf auch einen Aus­schluss einer Ent­schä­di­gung bei Auf­lö­sung des Arbeits­ver­hält­nis­ses vor­ge­se­hen. Natio­nal- und Stän­de­rat stri­chen die­se Bestim­mung jedoch wie­der und folg­ten dabei der Mei­nung des Bun­des­ra­tes. Die­ser war der Ansicht, dass die oder der Beauf­trag­te in Sachen Abgangs­ent­schä­di­gung gleich zu behan­deln sei wie ande­re Per­so­nen, die von der Bun­des­ver­samm­lung gewählt wer­den und die über Unab­hän­gig­keit ver­fü­gen, bei­spiels­wei­se der Bun­des­an­walt oder die erst­in­stanz­li­chen Bun­des­rich­te­rin­nen und Bun­des­rich­ter. Feh­le die Mög­lich­keit einer Abgangs­ent­schä­di­gung und dro­hen damit finan­zi­el­le Kon­se­quen­zen bei einer Nicht­wie­der­wahl, hät­te dies gemäss Bun­des­rat Ein­fluss auf die kor­rek­te Auf­sichts­tä­tig­keit und wür­de folg­lich die Unab­hän­gig­keit der oder des Beauf­trag­ten beeinträchtigen.

Inkraft­tre­ten

Das erst im Sep­tem­ber 2020 ver­ab­schie­de­te revDSG erfährt nun bereits vor sei­nem Inkraft­tre­ten erste Ände­run­gen. Prof. Peter Forst­mo­ser wür­de die­se raschen Geset­zes­än­de­run­gen, noch bevor das revi­dier­te Gesetz über­haupt in Kraft getre­ten ist, als «Norm­set­zung auf der Über­hol­spur» bezeich­nen.

Gleich­zei­tig wie das revDSG (inklu­si­ve der Ände­run­gen aus der par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ve 21.443) wird im Übri­gen auch die Ver­ord­nung über das Arbeits­ver­hält­nis der oder des Beauf­trag­ten in Kraft tre­ten, sofern sich nicht noch Ver­zö­ge­run­gen erge­ben soll­ten. Bekannt­lich soll das revDSG auf den 1. Sep­tem­ber 2023 in Kraft gesetzt wer­den. Aus dem geplan­ten Inkraft­tre­ten am 1. Sep­tem­ber 2023 darf wohl rück­ge­schlos­sen wer­den, dass der Bun­des­rat die Inkraft­set­zung im August 2022 beschlie­ssen will, und spä­te­stens dann muss die revVDSG ver­öf­fent­licht werden.

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