Postu­lat Feri (15.3407): Schutz der Persönlichkeitsrechte
Im Rat noch nicht behandelt.

Ein­ge­reich­ter Text

Vor Kur­zem sorg­ten ein Urteil des Bezirks­ge­rich­tes Lenz­burg in Sachen “Rache­por­nos im Inter­net” und ein gefälsch­tes Face­book-Pro­fil der­sel­ben betei­lig­ten Per­so­nen für Auf­re­gung. Es ist an der Zeit, grund­sätz­lich zu prü­fen, wie die bestehen­den Geset­ze, etwa zur Ehr­ver­let­zung, in den digi­ta­len Raum über­tra­gen wer­den könnten.

Des­halb bit­te ich den Bun­des­rat in einem umfas­sen­den Bericht die unten­ste­hen­den Fra­gen für die Berei­che Jugend­schutz, Per­sön­lich­keits­rech­te, recht­li­che Nor­men gegen Dis­kri­mi­nie­rung, Anti­ras­sis­mus-Straf­norm, Daten­schutz und Daten­ei­gen­tum, Ver­bo­te zu Gewalt­auf­ruf, Hass­auf­ruf, Ver­brei­tung der schwe­ren Por­no­gra­fie usw. ein­zeln zu untersuchen:

1. Was sind die ver­schie­de­nen Straf­tat­be­stän­de im Inter­net, die den Behör­den bekannt sind, wie häu­fig sind sie, wie hat sich deren Auf­tre­ten seit 2000 ver­än­dert und wie gross wird die Dun­kel­zif­fer beurteilt?

2. Wel­ches sind die bestehen­den gesetz­li­chen Regeln, die in jedem ein­zel­nen Fall zur Anwen­dung kom­men kön­nen – sowohl die straf­recht­li­chen wie die zivilrechtlichen?

3. Wel­ches sind die Unter­su­chungs­me­tho­den, die im Inter­net heu­te zur Anwen­dung gelan­gen? Wel­che Hin­der­nis­se bestehen, und wie könn­ten die­se besei­tigt wer­den, damit eine sach­ge­rech­te Unter­su­chung mög­lich wird?

4. Wie wird heu­te – basie­rend auf der bestehen­den recht­li­chen Grund­la­ge – die gestei­ger­te “Wir­kung” (gemeint ist die “Reich­wei­te”) der Tat­be­stän­de in deren Bewer­tung für das Straf­mass auf­ge­nom­men? Die­se Bewertung/Bestrafung von Straf­tat­be­stän­de im Inter­net soll ver­gli­chen wer­den mit tra­di­tio­nel­len “Ver­ge­hen”.

5. Es soll – für jeden der oben­ge­nann­ten Berei­che – kri­tisch dar­ge­legt wer­den, was die Mög­lich­kei­ten und Gren­zen einer inter­net­ge­trie­be­nen Revi­si­on der genann­ten Berei­che sein könn­ten und wie sie sich im inter­na­tio­na­len Ver­gleich darstellen.

Stel­lung­nah­me des Bundesrats

Der Bun­des­rat ist sich der zuneh­men­den Bedeu­tung des digi­ta­len Raums und der damit ver­bun­de­nen Pro­ble­ma­tik bewusst. Des­halb hat er am 9. Okto­ber 2013 den Bericht “Recht­li­che Basis für Social Media” zuhan­den des Par­la­men­tes ver­ab­schie­det – dies in Erfül­lung des Postu­la­tes Amherd 11.3912, “Recht­li­che Basis für Social Media”. Die­ser Bericht ent­hielt bereits eine umfas­sen­de Ana­ly­se des Schwei­ze­ri­schen Rechts in Bezug auf Social Media. Ins­be­son­de­re wur­de auch die Rechts­la­ge in Bezug auf Cyber­bul­ly­ing oder Cyber­mob­bing ana­ly­siert, d. h. die Ver­brei­tung dif­fa­mie­ren­der Tex­te, Bil­der oder Fil­me unter Ein­satz moder­ner Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel, um Per­so­nen zu ver­leum­den, lächer­lich zu machen oder zu belä­sti­gen (vgl. hier­zu auch den Bericht des Bun­des­ra­tes zum “Schutz von Cyber­bul­ly­ing” vom 26. Mai 2010). Der Bericht kam zum Schluss, dass gegen­wär­tig kein Bedarf für die Schaf­fung eines Spe­zi­al­ge­set­zes bei Social Media bestehe und kei­ne grö­sse­ren Rege­lungs­lücken ersicht­lich sei­en. Die oft all­ge­mein gehal­te­nen Rege­lun­gen in bestehen­den Geset­zen (z. B. Daten­schutz­ge­setz, Straf­ge­setz­buch, Zivil­ge­setz­buch, Bun­des­ge­setz gegen den unlau­te­ren Wett­be­werb) erlau­ben bei umsich­ti­ger Anwen­dung ange­mes­se­ne Ant­wor­ten auf die mei­sten Pro­ble­me, wel­che sozia­le Platt­for­men für ein­zel­ne Betrof­fe­ne und die All­ge­mein­heit schaf­fen oder schaf­fen könnten.

Der Bericht kam jedoch auch zum Schluss, dass in ein­zel­nen Berei­chen eine Ver­bes­se­rung durch gewis­se Geset­zes­an­pas­sun­gen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne. Des­halb wird bzw. wur­de im Rah­men der Revi­si­on des Daten­schutz­ge­set­zes, des Pro­gramms Jugend und Medi­en und der Revi­si­on des Fern­mel­de­ge­set­zes ein all­fäl­li­ger gesetz­ge­be­ri­scher Hand­lungs­be­darf auch im Bezug auf Social Media abge­klärt. Das EJPD wur­de zudem beauf­tragt, die zivil­recht­li­che Ver­ant­wort­lich­keit von Platt­form­be­trei­bern und Pro­vi­dern zu prü­fen und bei Bedarf eine ent­spre­chen­de Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zu erar­bei­ten. Bis Ende 2016 – sobald die genann­ten Arbei­ten abge­schlos­sen sind bzw. ihre Stoss­rich­tung deut­lich erkenn­bar ist – wird der Bun­des­rat eine erneu­te Stand­ort­be­stim­mung in Bezug auf Social Media vornehmen.

Die von der Postu­lan­tin ange­reg­te, umfas­sen­de Abklä­rung wur­de somit bereits vor­ge­nom­men bzw. ange­sto­ssen. Ein wei­te­rer Bericht hier­zu ist aus Sicht des Bun­des­ra­tes der­zeit nicht notwendig.

Dass die Straf­ver­fol­gung im Inter­net durch neue tech­ni­sche Mög­lich­kei­ten erschwert wird, wur­de dar­über hin­aus bereits erkannt. Der Bun­des­rat hat des­halb in sei­nem Ent­wurf zur Revi­si­on des Bun­des­ge­set­zes betref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs vor­ge­schla­gen, eine gesetz­li­che Grund­la­ge für den Ein­satz von beson­de­ren Infor­ma­tik­pro­gram­men zu schaf­fen (Govern­ment Soft­ware, kurz Gov­wa­re), mit wel­chen auch der ver­schlüs­sel­te Fern­mel­de­ver­kehr (z. B. E‑Mails oder Inter­net­te­le­fo­nie) über­wacht wer­den kann. Fer­ner ver­folgt der Bun­des­rat die­se Stra­te­gie auch auf staats­ver­trag­li­cher Ebe­ne wei­ter. Am 1. Janu­ar 2012 ist das Über­ein­kom­men über die Cyber­kri­mi­na­li­tät des Euro­pa­ra­tes für die Schweiz in Kraft getreten.

Der Bun­des­rat wird auch in Zukunft dar­auf ach­ten, dass er sich immer wie­der die­ser grund­sätz­li­chen Fra­ge­stel­lung wid­men und – soweit ange­zeigt – auch neue oder ange­pass­te gesetz­li­che Bestim­mun­gen vor­schla­gen wird.

AI-generierte Takeaways können falsch sein.