Postu­lat Häs­sig (25.3379): Iden­ti­fi­ka­ti­on von Straf­tä­tern auf digi­ta­len Plattformen

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt zu prü­fen, wie die Betrei­ber gro­sser Online-Platt­for­men ver­pflich­tet wer­den kön­nen, bei poten­zi­ell wider­recht­li­chen Hand­lun­gen ihrer Nut­zen­den umge­hend und voll­um­fäng­lich mit Behör­den zu koope­rie­ren und in jedem Fall eine Iden­ti­fi­ka­ti­on der betrof­fe­nen Nut­zen­den zu ermög­li­chen. Die geprüf­ten Lösun­gen sol­len die Prin­zi­pi­en von «pri­va­cy by design», Daten­spar­sam­keit und dezen­tra­le Daten­spei­che­rung berück­sich­ti­gen und sicher­stel­len, dass kei­ne Iden­ti­täts­da­ten direkt bei Platt­for­men gespei­chert werden.

Begrün­dung

Die weit­ge­hen­de Anony­mi­tät auf digi­ta­len Platt­for­men, ins­be­son­de­re in den sozia­len Medi­en, begün­stigt die Ver­brei­tung ille­ga­ler Inhal­te (ins­be­son­de­re Hass­re­de, Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ru­fe zu Gewalt). Die aktu­el­len Kon­trol­len auf den digi­ta­len Platt­for­men durch mensch­li­che und algo­rith­mi­sche Mode­ra­to­ren sind wider­sprüch­lich und meist unzu­rei­chend, um wirk­sam gegen ille­ga­le Inhal­te vor­zu­ge­hen. Die Täte­rin­nen und Täter kön­nen sich hin­ter anony­men Pro­fi­len ver­stecken und so recht­li­chen Kon­se­quen­zen entgehen.

Um die­sem Miss­stand zu begeg­nen, müss­ten Betrei­ber digi­ta­ler Platt­for­men ver­pflich­tet wer­den, in justi­zia­blen Fäl­len mit den ent­spre­chen­den Behör­den und Rechts­ver­tre­tern zu koope­rie­ren und eine Iden­ti­fi­ka­ti­on von mut­mass­li­chen Täte­rin­nen und Tätern ermög­li­chen zu können.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 14.5.2025

Dem Bun­des­rat ist der Schutz der Bevöl­ke­rung vor rechts­wid­ri­gen Inhal­ten ein zen­tra­les Anlie­gen. In ver­schie­de­nen Berich­ten hat er sich u.a. mit den Schwie­rig­kei­ten der Rechts­durch­set­zung im Zusam­men­hang mit anony­men Nut­ze­rin­nen und Nut­zern von Online-Platt­for­men befasst (zuletzt im Bericht des Bun­des­ra­tes in Erfül­lung des Postu­la­tes 21.3450 «Hass­re­den. Bestehen gesetz­li­che Lücken?»). Ein wich­ti­ger Schritt zur Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on ist mit dem revi­dier­ten Daten­schutz­ge­setz erfolgt. Seit dem 1. Sep­tem­ber 2023 müs­sen pri­va­te Daten­be­ar­bei­ter mit Sitz im Aus­land eine Ver­tre­tung in der Schweiz bezeich­nen, wenn sie unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen Per­so­nen­da­ten von Per­so­nen in der Schweiz bear­bei­ten (Art. 14 f. DSG).

Der Bun­des­rat hat das UVEK zudem am 5. April 2023 beauf­tragt, eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und Such­ma­schi­nen aus­zu­ar­bei­ten und die Stoss­rich­tun­gen fest­ge­legt. Eine Pflicht der Betrei­ber gro­sser Online-Platt­for­men, mit den Behör­den bei poten­zi­ell wider­recht­li­chen Hand­lun­gen der Nut­zen­den zu koope­rie­ren, war nicht im Auf­trag des Bun­des­ra­tes vom 5. April 2023 ent­hal­ten. Die Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge wur­de aus­ge­ar­bei­tet. Der Bun­des­rat hat sich bereits mehr­fach damit befasst und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt einen Ent­scheid fällen.

Im Übri­gen haben Online-Platt­for­men, die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dien­ste für Drit­te erbrin­gen und deren Dien­ste über die Schweiz lau­fen, bereits heu­te gewis­se Iden­ti­fi­ka­ti­ons- oder Mit­wir­kungs­pflich­ten mit Schwei­zer Behör­den gestützt auf das Bun­des­ge­setz betref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs (BÜPF). Teil­neh­mer- und Benut­zer­iden­ti­fi­ka­ti­ons­pflich­ten sind zudem Gegen­stand der Anfang die­ses Jah­res durch­ge­führ­ten Ver­nehm­las­sung zwei­er Aus­füh­rungs­er­las­se zur Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs (VÜPF, VD-ÜPF).

Einen Bericht zum Anlie­gen des Postu­lats erach­tet der Bun­des­rat daher der­zeit als nicht angezeigt.