Take-Aways (AI)
  • Algo­rith­men auf sozia­len Platt­for­men ver­stär­ken mas­ku­li­ni­sti­sche und anti­fe­mi­ni­sti­sche Inhal­te, was Geschlech­ter­gleich­heit, öffent­li­che Debat­te und Medi­en­viel­falt gefährdet.
  • Bun­des­rat plant KI- und Platt­form­re­gu­lie­rung, för­dert Medi­en­viel­falt und Medi­en­kom­pe­tenz; der­zeit sieht er wegen lau­fen­der Maß­nah­men kei­nen sepa­ra­ten Bericht als not­wen­dig an.

Postu­lat Tuo­sto (25.3237): Algo­rith­men ent­mas­ku­li­ni­sie­ren. Demo­kra­ti­sche und femi­ni­sti­sche Dringlichkeit

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt, einen Bericht vor­zu­le­gen, in dem er mög­li­che Mass­nah­men gegen den zuneh­men­den Mas­ku­li­nis­mus, der durch bestimm­te Algo­rith­men ver­stärkt wird, dar­legt.

Mit der gren­zen­lo­sen Aus­brei­tung der sozia­len Netz­wer­ke spie­len Algo­rith­men eine zen­tra­le Rol­le bei der Ver­brei­tung von Ideen und der Struk­tu­rie­rung der öffent­li­chen Debat­te. Sie kön­nen aber auch zur Ver­stär­kung schäd­li­cher ideo­lo­gi­scher Bewe­gun­gen bei­tra­gen, z. B. des Mas­ku­li­nis­mus, der Fort­schrit­te bei der Gleich­stel­lung der Geschlech­ter in Fra­ge stellt.

Begrün­dung

Digi­ta­le Platt­for­men ver­stär­ken pola­ri­sie­ren­de Inhal­te und ver­lei­hen mas­ku­li­ni­sti­schen und anti­fe­mi­ni­sti­schen Dis­kur­sen mehr Sicht­bar­keit. Die­ses Phä­no­men schürt kogni­ti­ve Ver­zer­run­gen, ver­stärkt Fehl­in­for­ma­tio­nen und unter­gräbt die Bemü­hun­gen, Geschlech­ter­un­gleich­hei­ten zu bekämp­fen. Obwohl der Mas­ku­li­nis­mus in der Schweiz an Bedeu­tung gewinnt, gab der Bun­des­rat in sei­ner Ant­wort auf das Postu­lat 24.4208 über die Bekämp­fung mas­ku­li­ni­sti­scher Bewe­gun­gen an, es wür­den kei­ne Daten erho­ben. Um die­sem Phä­no­men ent­ge­gen­zu­wir­ken, sind jedoch meh­re­re Mass­nah­men zu ergreifen:
Eine syste­ma­ti­sche Samm­lung von Daten über die Ver­brei­tung mas­ku­li­ni­sti­scher Inhal­te wür­de es ermög­li­chen, deren Aus­wir­kun­gen zu beur­tei­len und die von den Algo­rith­men begün­stig­ten Dyna­mi­ken zu identifizieren.

Die Ein­füh­rung unab­hän­gi­ger Prü­fun­gen der auto­ma­ti­sier­ten Syste­me wür­de dazu bei­tra­gen, mög­li­che geschlechts­spe­zi­fi­sche Ver­zer­run­gen auf­zu­decken und eine grö­sse­re Viel­falt bei der Ver­brei­tung von Infor­ma­tio­nen zu gewährleisten.

Auch eine Regu­lie­rung digi­ta­ler Platt­for­men könn­te in Betracht gezo­gen wer­den. So könn­ten Trans­pa­renz­an­for­de­run­gen für die Funk­ti­ons­wei­se von Algo­rith­men ein­ge­führt und Abhil­fe­mass­nah­men fest­ge­legt wer­den, wenn die­se Platt­for­men anti­fe­mi­ni­sti­sche oder hass­erfüll­te Inhal­te unver­hält­nis­mä­ssig stark begünstigen.

Dar­über hin­aus wür­de die Unter­stüt­zung von unab­hän­gi­gem Jour­na­lis­mus und die För­de­rung von Medi­en­kom­pe­tenz die Fähig­keit der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger stär­ken, algo­rith­mi­sche Ver­zer­run­gen zu ent­schlüs­seln und ihre Infor­ma­ti­ons­quel­len zu diversifizieren.

Mit die­sen Mass­nah­men wür­de die Schweiz ihr Enga­ge­ment für Gleich­heit und sozia­le Gerech­tig­keit bekräf­ti­gen und aktiv gegen patri­ar­cha­le Dyna­mi­ken vor­ge­hen, die durch digi­ta­le Tech­no­lo­gien wei­ter­le­ben. Durch eine stär­ke­re Kon­trol­le der Algo­rith­men und eine stren­ge­re Regu­lie­rung der Platt­for­men könn­te die Ver­brei­tung anti­fe­mi­ni­sti­scher Inhal­te ein­ge­schränkt und eine gerech­te­re Reprä­sen­ta­ti­on weib­li­cher und femi­ni­sti­scher Stim­men im öffent­li­chen Raum sicher­ge­stellt werden.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 21.5.25

Algo­rith­men auf Platt­for­men und Such­ma­schi­nen, die für Nut­zen­de Inhal­te aus­wäh­len und unter­schied­lich prio­ri­sie­ren, funk­tio­nie­ren unter Zuhil­fe­nah­me von künst­li­cher Intel­li­genz. Der Ein­satz von künst­li­cher Intel­li­genz stellt eine Her­aus­for­de­rung für die Wah­rung des Grund­sat­zes der Gleich­stel­lung und Nicht­dis­kri­mi­nie­rung dar. Des­halb hat der Bun­des­rat am 12. Febru­ar 2025 dem EJPD in Zusam­men­ar­beit mit dem UVEK, dem EDA sowie wei­te­ren betrof­fe­nen Bun­des­stel­len den Auf­trag erteilt, eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung von KI bis Ende 2026 vor­zu­be­rei­ten. Die Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge setzt die KI-Kon­ven­ti­on des Euro­pa­rats um, wo gesetz­li­che Mass­nah­men not­wen­dig sind, nament­lich in den Berei­chen Trans­pa­renz, Daten­schutz, Nicht­dis­kri­mi­nie­rung und Aufsicht.

Zudem hat die Nut­zung von sehr gro­ssen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­for­men und sehr gro­ssen Such­ma­schi­nen erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die öffent­li­che Mei­nungs­bil­dung und den öffent­li­chen Dis­kurs. Des­halb hat der Bun­des­rat am 5. April 2023 den Auf­trag gege­ben, eine Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Regu­lie­rung der genann­ten Dien­ste vor­zu­be­rei­ten und die Stoss­rich­tun­gen fest­ge­legt. Die Ver­nehm­las­sungs­vor­la­ge zur Platt­form­re­gu­lie­rung wur­de aus­ge­ar­bei­tet. Der Bun­des­rat hat sich bereits mehr­fach damit befasst und wird zu einem spä­te­ren Zeit­punkt einen Ent­scheid fällen.

Dar­über hin­aus erach­tet der Bun­des­rat unab­hän­gi­ge, viel­fäl­ti­ge Medi­en als zen­tral für die Mei­nungs­bil­dung der Bevöl­ke­rung. Im Rah­men sei­ner Kom­pe­ten­zen setzt er sich für gute Rah­men­be­din­gun­gen ein, z.B. für die SRG und die pri­va­ten Radio- und Fern­seh­ver­an­stal­ter mit Abga­ben­an­teil. Der Zugang zu qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen und viel­fäl­ti­gen Medi­en­quel­len ver­rin­gert die Abhän­gig­keit von algo­rith­misch gesteu­er­ten Inhal­ten, die mit­un­ter ein­sei­ti­ge Dar­stel­lun­gen för­dern kön­nen. Dadurch wird die öffent­li­che Debat­te aus­ge­wo­ge­ner, und es ent­steht ein Bewusst­sein für die Mecha­nis­men, mit denen Algo­rith­men bestimm­te Ideo­lo­gien ver­stär­ken kön­nen, was letzt­lich dazu bei­trägt, extre­mi­sti­sche Bewe­gun­gen ein­zu­däm­men und eine plu­ra­li­sti­sche Gesell­schaft zu fördern.
Zudem befas­sen sich die par­la­men­ta­ri­schen Initia­ti­ven 22.407 Bau­er «Ver­tei­lung der Radio- und Fern­seh­ab­ga­be», 22.417 Chas­sot «För­der­mass­nah­men zugun­sten der elek­tro­ni­schen Medi­en» und 22.423 Buil­lard-Mar­bach «Für eine unab­hän­gi­ge Pres­se sind die Beträ­ge zur indi­rek­ten För­de­rung anzu­pas­sen» mit zusätz­li­chen Mass­nah­men zur Medi­en­för­de­rung. Im Bereich der Medi­en­kom­pe­tenz setzt sich die natio­na­le Platt­form «Jugend und Medi­en» des Bun­des­am­tes für Sozi­al­ver­si­che­run­gen (BSV) dafür ein, Eltern sowie Lehr- und Betreu­ungs­per­so­nen zu unter­stüt­zen. Ziel ist es, die­se in die Lage zu ver­set­zen, Kin­der und Jugend­li­che aktiv im Medi­en­all­tag zu beglei­ten und sie für Chan­cen und Risi­ken zu sensibilisieren.

Auf­grund der bestehen­den Mass­nah­men im Medi­en­be­reich und der lau­fen­den Arbei­ten ist ein Bericht der­zeit daher nicht ange­zeigt.