Der Bru­der einer bei Kom­pli­ka­tio­nen einer medi­zi­ni­schen Behand­lung ver­stor­be­nen Per­son ver­lang­te Aus­kunft vom betref­fen­den Spi­tal. Die zustän­di­ge Stel­le, das Depar­te­ment für Finan­zen und Sozia­les, ver­wei­ger­te indes die Ent­bin­dung vom Arzt­ge­heim­nis (StGB 321 Ziff. 2). Das Ver­wal­tungs­ge­richt des Kan­tons Thur­gau heisst die Beschwer­de gegen die­sen Ent­scheid (Ent­scheid des Ver­wal­tungs­ge­richts VG.2015.126/E vom 18. Novem­ber 2015) gut, weil es das Inter­es­se an Infor­ma­tio­nen über die Behand­lung höher gewich­te­te als die Vor­in­stanz. Die Offen­le­gung müs­se aber auf das Not­wen­di­ge beschränkt wer­den und stell­ver­tre­tend über einen Arzt erfolgen:

6.4 Mit Bezug auf die Inter­es­sen des Ver­stor­be­nen kann jedoch nicht grund­sätz­lich davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass die­ser, selbst wenn er sei­nem Bru­der sowie mit sei­ner Lebens­part­ne­rin und dem gemein­sa­men Sohn eng ver­bun­den war, ein­zig auf­grund die­ses Umstan­des zuge­las­sen hät­te, dass sei­ne Kran­ken­ge­schich­te sei­nem Bru­der oder sei­ner näch­sten Fami­lie voll und ohne Ein­schrän­kung zugäng­lich gemacht wird (vgl. dazu auch das Urteil des Bun­des­ge­richts vom 26. April 1995 in Pra 85 [1996] Nr. 94 E. 3). Es ist aller­dings davon aus­zu­ge­hen, dass die Abklä­rung der Fra­ge, ob er auf­grund einer Fehl­be­hand­lung ver­starb, im mut­mass­li­chen Inter­es­se des Ver­stor­be­nen liegt. Die Abwä­gung der Inter­es­sen lässt somit vor­lie­gend nur eine teil­wei­se Offen­le­gung der Kran­ken­ge­schich­te in Bezug auf jene Daten zu, die direkt mit dem Todes­fall in Zusam­men­hang ste­hen und zur Beur­tei­lung not­wen­dig sind, ob ein Behand­lungs­feh­ler am K zum Tod von C sel. geführt hat. Dies schliesst es jedoch aus, dass der Beschwer­de­füh­rer die voll­stän­di­ge Kran­ken­ge­schich­te ein­se­hen kann. Das­sel­be gilt auch für sei­ne Anwäl­tin, die nicht gleich­zei­tig auch die ent­ge­gen­ste­hen­den Inter­es­sen des Ver­stor­be­nen wah­ren kann. Der Kon­flikt zwi­schen Ein­sichts­in­ter­es­se und Geheim­hal­tungs­in­ter­es­se kann jedoch dadurch gelöst wer­den, dass die ver­lang­te Ein­sicht in die Kran­ken­ge­schich­te einem Arzt gewährt wird, den der Beschwer­de­füh­rer sel­ber bestim­men kann, wel­cher jedoch über eine Berufs­aus­übungs­be­wil­li­gung in der Schweiz ver­fü­gen muss, damit die fach­li­chen und per­sön­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen sicher­ge­stellt sind. Auch Art. 8 Abs. 3 DSG sieht die Mit­tei­lung medi­zi­ni­scher Daten an die betrof­fe­ne Per­son über einen Arzt vor. Die­ser darf den Beschwer­de­füh­rer nur soweit über den Inhalt der Kran­ken­ge­schich­te unter­rich­ten, als es das Ein­sichts­in­ter­es­se gebie­tet, wel­ches sich vor­lie­gend auf die Fra­ge beschränkt, ob ein Behand­lungs­feh­ler zum Tode von C sel. geführt hat (vgl. dazu auch Ent­scheid des Ober­ge­richts Schaff­hau­sen vom 22. Dezem­ber 1989, ZBl 91/1990 S. 364 ff.). Die Beschwer­de ist somit im Sin­ne des Even­tu­al­an­trags gut­zu­hei­ssen. Die Kran­ken­ge­schich­te von C sel. ist einer ver­mit­teln­den ärzt­li­chen Ver­trau­ens­per­son stell­ver­tre­tend für den Beschwer­de­füh­rer herauszugeben.

Mit Bezug auf das vom Bru­der eben­falls ange­ru­fe­ne Aus­kunfts­recht nach Art. 8 DSG hielt das VGer TG hier (wie auch schon das Ver­si­che­rungs­ge­richt TG im Ent­scheid VV.2015.142/E vom 1. Juli 2015) fest, dass das Aus­kunfts­recht nicht auf die Erben über­ge­he und, in Über­ein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts, dass die Ziel­set­zung im Ver­fah­ren, näm­lich die Ein­sicht in die Kran­ken­ge­schich­te, nicht mit dem Aus­kunfts­recht übereinstimme:

4. Der Beschwer­de­füh­rer beruft sich für die Ent­bin­dung vom ärzt­li­chen Berufs­ge­heim­nis vor­ab auf Art. 1 Abs. 7 VDSG. Dem steht jedoch ent­ge­gen, dass der daten­schutz­recht­li­che Aus­kunfts­an­spruch nicht auf die Erben über­geht. Wie das Bun­des­ge­richt in BGE 140 V 464 E. 4.2 zudem expli­zit aus­ge­führt hat, ist das Aus­kunfts­recht gemäss Art. 8 DSG dazu bestimmt, den Betrof­fe­nen in die Lage zu ver­set­zen, sei­ne übri­gen Daten­schutz­rech­te wahr­zu­neh­men. Dies habe auch für Art. 1 VDSG zu gel­ten, wel­cher die Moda­li­tä­ten des Aus­kunfts­rechts reg­le. Auch die Ziel­set­zung im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren stimmt somit nicht mit den ent­spre­chen­den Bestim­mun­gen des DSG und der VDSG über­ein, wes­halb der Beschwer­de­füh­rer aus dem daten­schutz­recht­li­chen Aus­kunfts­recht nichts zu sei­nen Gun­sten abzu­lei­ten ver­mag. Inso­fern kann offen gelas­sen wer­den, ob für Art. 1 Abs. 7 VDSG über­haupt eine gesetz­li­che Grund­la­ge besteht, was Urs Mau­rer-Lamb­rou und Simon Kunz im Bas­ler Kom­men­tar, Datenschutzgesetz/Öffentlichkeitsgesetz, 3. Aufl., Basel 2014, in Rz. 6 zu Art. 2 DSG, klar verneinen.

AI-generierte Takeaways können falsch sein.