datenrecht.ch

Moti­on Mar­ti (23.3806): Dekla­ra­ti­ons­pflicht bei Anwen­dun­gen der künst­li­chen Intel­li­genz und auto­ma­ti­sier­ten Entscheidungssystemen

Moti­on Mar­ti (23.3806): Dekla­ra­ti­ons­pflicht bei Anwen­dun­gen der künst­li­chen Intel­li­genz und auto­ma­ti­sier­ten Entscheidungssysteme

Ein­ge­reich­ter Text

Der Bun­des­rat wird beauf­tragt, die gesetz­li­chen Grund­la­gen zu schaf­fen, dass eine Dekla­ra­ti­ons­pflicht für Anwen­dun­gen der künst­li­chen Intel­li­genz und von auto­ma­ti­sier­ten Ent­schei­dungs­sy­ste­men zu schaf­fen. Die­se Dekla­ra­ti­ons­pflicht soll­te sowohl für Anwen­dun­gen im öffent­li­chen wie auch im pri­va­ten Sek­tor gel­ten. Dies gewähr­lei­stet ein­heit­li­che Stan­dards und schafft damit Ver­trau­en sowohl für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, wie auch bei den Unter­neh­men, die KI-Tech­no­lo­gien verwenden.

Begrün­dung

Bereits heu­te wer­den von staat­li­chen und pri­va­ten Akteu­ren algo­rith­mi­sche Syste­me und künst­li­che Intel­li­genz ein­ge­setzt. Dabei ist aber nicht immer für alle Betrof­fe­nen ersicht­lich, dass die­se ein­ge­setzt wer­den. Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit gehö­ren zu den Mass­nah­men, die sowohl von Exper­tin­nen und Exper­ten wie auch Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der betrof­fe­nen Bran­chen emp­foh­len wer­den. Die Dekla­ra­ti­ons­pflicht soll gewähr­lei­sten, dass alle Anwen­dun­gen und Syste­me, die auf künst­li­cher Intel­li­genz basie­ren und in der Schweiz ein­ge­setzt wer­den, ver­pflich­tet sind, ihre KI-Kom­po­nen­ten offen­zu­le­gen. Dies umfasst Infor­ma­tio­nen über die ver­wen­de­ten Algo­rith­men, die Daten­quel­len, die Trai­nings­da­ten und die Eva­lua­ti­ons­me­tho­den. Durch eine sol­che Offen­le­gung wird es mög­lich, die Funk­ti­ons­wei­se und Poten­zia­le von KI-Anwen­dun­gen bes­ser zu ver­ste­hen und mög­li­che Vor­ur­tei­le, Dis­kri­mi­nie­rung oder uner­wünsch­te Aus­wir­kun­gen zu iden­ti­fi­zie­ren. Die Ein­füh­rung einer Dekla­ra­ti­ons­pflicht bei künst­li­cher Intel­li­genz stärkt die Schweiz als Vor­rei­te­rin im Bereich der ethi­schen KI und posi­tio­niert uns als ver­ant­wor­tungs­vol­les Land, das den Schutz der Pri­vat­sphä­re, den Kampf gegen Dis­kri­mi­nie­rung und die För­de­rung der Trans­pa­renz in der Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung ernst nimmt.

Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats vom 30.8.2023

Die Fra­ge der Schaf­fung von Trans­pa­renz bei der Anwen­dung von KI-Syste­men wird der­zeit sowohl im Rah­men der Arbei­ten der EU am «AI Act» als auch in den Ver­hand­lun­gen um ein bin­den­des Abkom­men zu KI im Euro­pa­rat unter Schwei­zer Vor­sitz dis­ku­tiert. Dabei sind Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit als Grund­prin­zi­pi­en wich­ti­ge Bestand­tei­le bei­der Regel­wer­ke. Gleich­zei­tig gehen bei­de Regel­wer­ke von einem Risi­ko­an­satz aus, wel­cher für Anwen­dun­gen mit unter­schied­li­chen Risi­ken ent­spre­chend unter­schied­li­che Regu­lie­rungs­an­for­de­run­gen vor­sieht. Je nach Kon­text soll ein abge­stuf­ter und dif­fe­ren­zier­ter Regu­lie­rungs­an­satz ange­wen­det wer­den. Die EU sieht der­zeit kei­ne Dekla­ra­ti­ons­pflicht für Anwen­dun­gen vor, denen nur mini­ma­le Risi­ken zuge­teilt wer­den. Wie genau der Euro­pa­rat einen sol­chen abge­stuf­ten Ansatz for­mu­liert, ist der­zeit noch Gegen­stand der Ver­hand­lun­gen. Es ist aber eben­falls davon aus­zu­ge­hen, dass man sich auf eine Dekla­ra­ti­ons­pflicht für Anwen­dun­gen ab einer gewis­sen Risi­ko­stu­fe (aber nicht für alle KI-Anwen­dun­gen) eini­gen wird.

Mit Inkraft­tre­ten des neu­en Daten­schutz­ge­set­zes (nDSG) am 1. Sep­tem­ber 2023 wird in der Schweiz bereits eine Infor­ma­ti­ons­pflicht bei Ent­schei­dun­gen gel­ten, die aus­schliess­lich auf einer auto­ma­ti­sier­ten Daten­be­ar­bei­tung beru­hen (Art. 21 nDSG). Unter die­se Bestim­mung fal­len die Ent­schei­dun­gen, die eine gewis­se Kom­ple­xi­tät auf­wei­sen und die für die betrof­fe­ne Per­son mit einer Rechts­fol­ge ver­bun­den sind oder sie erheb­lich beein­träch­ti­gen. Die Bestim­mung fin­det sowohl im öffent­li­chen als auch im pri­va­ten Bereich Anwen­dung. Nach Arti­kel 25 Absatz 2 Buch­sta­be f nDSG ist die für die Bear­bei­tung ver­ant­wort­li­che Per­son ausser­dem dazu ver­pflich­tet, der betrof­fe­nen Per­son im Zuge des Aus­kunfts­rechts die Logik mit­zu­tei­len, auf der die auto­ma­ti­sier­te Ein­zel­ent­schei­dung basiert. Dar­über hin­aus muss sie aber auch über die Men­ge und die Art der ver­wen­de­ten Infor­ma­tio­nen sowie deren Gewich­tung infor­miert wer­den. Anhand die­ser Daten soll die betrof­fe­ne Per­son die Ent­schei­dung ver­ste­hen und allen­falls anfech­ten können.

In sei­ner Ant­wort auf das Postu­lat Dobler (23.3201) hat der Bun­des­rat bereits ange­kün­digt, bis Ende 2024 eine poli­ti­sche Aus­le­ge­ord­nung mit mög­li­chen Optio­nen für sek­to­ri­el­le und wo nötig hori­zon­ta­le regu­la­to­ri­sche Mass­nah­men im Bereich KI zu erar­bei­ten. Die Ana­ly­sen hier­zu wer­den im Rah­men der exi­stie­ren­den Gefä­sse (ins­be­son­de­re in der Pla­te­for­me Tri­par­ti­te und deren Admi­ni­stra­ti­ven Aus­schuss, der inter­de­par­te­men­ta­len Koor­di­na­ti­ons­grup­pe EU-Digi­tal­po­li­tik, dem KI-Leit­li­ni­en-Moni­to­ring und dem Kom­pe­tenz­netz­werk KI (CNAI)) und unter Ein­be­zug aller betrof­fe­nen Bun­des­stel­len vor­ge­nom­men. Die Aus­le­ge­ord­nung wird auch die Fra­ge ange­hen, inwie­fern in der Schweiz eine Rege­lung betref­fend Dekla­ra­ti­ons­pflicht von KI-Syste­men ange­zeigt ist, wel­che über die Rege­lun­gen hin­aus­geht, die bereits im nDSG vor­ge­se­hen sind.

Behörde

Gebiet

Themen

Ähnliche Beiträge

Newsletter