Bund führt Micro­soft 365 ein

Der Bun­des­rat hat am 15. Febru­ar 2023 ent­schie­den, in der Bun­des­ver­wal­tung Micro­soft 365 als neue Office-Ver­si­on ein­zu­set­zen (Medi­en­mit­tei­lung). Dem Ent­scheid ging eine Test­pha­se vor­an, mit dem schö­nen Titel Pro­jekt “Cloud Enab­ling Büro­au­to­ma­ti­on” (CEBA). Die Ein­füh­rung betrifft u.a. Word, Excel, Power­Point, OneN­ote, Out­look, Teams, Win­dows 10 und 11 Enter­pri­se, Share­Point Online, One­Dri­ve for Busi­ness, Stream, Sway, Visio, Power Apps for Micro­soft 365, Power Auto­ma­te for Micro­soft 365, Power Vir­tu­al Agents for Teams, Power BI und andere.

Die Bun­des­kanz­lei hat das Pro­jekt in einem auf den 14. Febru­ar 2023 auf­da­tier­ten Infor­ma­ti­ons­pa­pier näher umschrie­ben (hier) und die Zuläs­sig­keit des Bezugs in einem Papier “Recht­li­che Grund­la­gen” vom glei­chen Datum ana­ly­siert (hier). Das Ergeb­nis die­ses Papiers:

Mit den mit Micro­soft abge­schlos­se­nen Ver­trä­gen hat die Bun­des­ver­wal­tung die Grund­la­gen geschaf­fen, mit Ein­hal­tung der recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen die Nut­zung von M365 zuzu­las­sen. Für den Ein­satz ist eine Ein­satz­richt­li­nie zu schaf­fen, damit Daten mit höhe­rem Schutz­be­darf nicht in der Cloud abge­legt wer­den. Im Rah­men des ISDS Kon­zepts wur­de eine Risi­ko­ana­ly­se erstellt, die Rest­ri­si­ken wur­den dar­in aus­ge­wie­sen und sind bekannt.

Die Ana­ly­se der BK kommt mit Bezug auf das Erfor­der­nis der gesetz­li­chen Grund­la­ge – eine Fra­ge, die ander­wei­tig noch zu reden geben könn­te – zu fol­gen­dem Ergebnis:

Mit dem Betrieb der BA [Büro­au­to­ma­ti­on] sind kei­ne Ein­grif­fe in die Rech­te Ein­zel­ner ver­bun­den. Unter die­sen Umstän­den kann für den Betrieb der BA direkt auf die Über­tra­gung der ent­spre­chen­den Ver­wal­tungs­auf­ga­ben abge­stellt wer­den. Eine expli­zi­te Rechts­grund­la­ge ist damit nicht not­wen­dig; dies gilt auch für die Aus­la­ge­rung der BA in die Public Cloud.

Die gesetz­li­che Grund­la­ge bleibt daher Art. 57h RVOG (Bun­des­or­ga­ne kön­nen zur Regi­strie­rung, Ver­wal­tung, Inde­xie­rung und Kon­trol­le von Schrift­ver­kehr und Geschäf­ten ein Infor­ma­ti­ons- und Doku­men­ta­ti­ons­sy­stem füh­ren, das auch beson­ders schüt­zens­wer­te Daten und Per­sön­lich­keits­pro­fi­le ent­hal­ten kann). –

Beson­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten dür­fen nach der Ana­ly­se der BK – im vor­lie­gen­den Fall – nicht in der Public Cloud bear­bei­tet oder gespei­chert wer­den; sie bleibt On Pre­mi­se. Offen ist, ob dies eine frei­wil­li­ge Mass­nah­me des Bun­des dar­stellt oder aus – nicht genann­ten – Anfor­de­run­gen an die recht­li­che Grund­la­ge abge­lei­tet wur­de (allen­falls aus Art. 17 DSG; man müss­te sich dann aber fra­gen, ob die­se Norm­stu­fe effek­tiv auch für die Bear­bei­tungs­mo­da­li­tät der Aus­la­ge­rung an einen Auf­trags­be­ar­bei­ter in einer Cloud gilt – eine Fra­ge, die auch im Public-Cloud-Bericht der Bun­des­ver­wal­tung nicht gestellt wurde). 

Die BK geht wei­ter auf die Anfor­de­run­gen der CyRV ein, die u.a. die Ein­hal­tung des Grund­schut­zes und eine Schutz­be­darfs­ana­ly­se und ggf. – aber nicht hier, da kein erhöh­ter Schutz­be­darf bestehe – ein ISDS-Kon­zept ver­langt (vgl. Art. 14b ff. CyRV; solan­ge die­se noch nicht durch das ISG bzw. die Infor­ma­ti­ons­si­cher­heits­ver­ord­nung ISV ersetzt ist; vor­aus­sicht­lich am 1. April 2023 in Kraft).

Aus daten­schutz­recht­li­cher Optik ist mit Micro­soft sodann eine Auf­trags­be­ar­bei­tungs­ver­ein­ba­rung zu schlie­ssen. Mit Bezug auf die Bear­bei­tung von Meta­da­ten ist Micro­soft zwar ein Ver­ant­wort­li­cher, bewe­ge sich aber inner­halb des Rah­mens von Art. 57h RVOG. Zudem legt Micro­soft regel­mä­ssi­ge Prüf­be­rich­te (Dritt­au­dits) vor, die die Bun­des­ver­wal­tung ihrer­seits prüft.

Mit Bezug auf den Geheim­nis­schutz gibt die Ana­ly­se das inzwi­schen weit­ge­hend aner­kann­te Ergeb­nis wieder:

Die Auf­trags­be­ar­bei­tung durch den Anbie­ter einer Cloud­lö­sung ist auch für Daten zuläs­sig, die vom Amts‑, Geschäfts- oder Berufs­ge­heim­nis bzw. der beruf­li­chen Schwei­ge­pflicht erfasst sind, sofern die Geheim­hal­tungs- und Schwei­ge­pflich­ten in Spe­zi­al­ge­set­zen nicht enger umschrie­ben und eine Aus­la­ge­rung an Drit­te aus­ge­schlos­sen werden. […] 

Mit dem revi­dier­ten Arti­kel 320 StGB wer­den neu auch Hilfs­per­so­nen straf­recht­lich sank­tio­niert. Da sich exter­ne IKT-Lei­stungs­er­brin­ger als sol­che qua­li­fi­zie­ren ist eine Wei­ter­ga­be von Infor­ma­tio­nen an Auf­trags­da­ten­be­ar­bei­ter zulässig

Für die Bekannt­ga­be ins Aus­land hält der Bericht fest:

Es wer­den kei­ne Daten auf Syste­me ausser­halb der Schweiz bzw. der euro­päi­schen Uni­on gespei­chert, auch ein Aus­fall des Ver­zeich­nis­dien­stes (Azu­re AD) wird nicht auf einen Ser­ver ausser­halb erfol­gen. Dies gilt auch für Ver­rech­nungs- und Sup­port­da­ten (bis Ende 2022 umge­setzt). Es wer­den ein­zig für die Sicher­heits­ana­ly­se zeit­lich beschränkt Daten in die USA anony­mi­siert über­mit­telt. Ent­spre­chend der EU Boun­da­ry Mass­nah­men von Micro­soft, wird Micro­soft dazu Anfang näch­sten Jah­res eine Zusam­men­stel­lung machen, wel­che Daten über­mit­telt werden. […] 

Falls eine Cloud oder ein Cloud Ser­vice von einem Unter­neh­men mit Bezugs­punk­ten zu den USA betrie­ben wird – und zwar unab­hän­gig von sei­nem Sitz, den Ser­ver­stand­or­ten oder dem Bezugs­ort der Cloud­lö­sung -, besteht zudem die Gefahr, dass die­ses Kun­den­da­ten gestützt auf den CLOUD-Act an die ame­ri­ka­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den her­aus­ge­ben muss, selbst wenn dies schwei­ze­ri­sches Recht ver­letzt (Art. 271, 320 StGB). Vor­aus­set­zung dafür ist jedoch, dass die­se Daten im Zusam­men­hang mit einem Ver­bre­chen stehen. […] 

Neben dem US Cloud-Act ist der For­eign Intel­li­gence Sur­veil­lan­ce Act (FISA) von Bedeu­tung. Die­ser regelt die nach­rich­ten­dienst­li­che Aus­spä­hung von ame­ri­ka­ni­schen Geheim­dien­sten. Er soll­te bei der Risi­ko­be­ur­tei­lung jedoch nicht mehr ins Gewicht fal­len, als das all­ge­mei­ne Risi­ko der nach­rich­ten­dienst­li­chen Ausspähung.

Auf­grund der geteil­ten Ver­ant­wort­lich­keit ist es an den Depar­te­men­ten und Ver­wal­tungs­ein­hei­ten im Ein­zel­fall das Risi­ko bezüg­lich Daten­be­kannt­ga­be an die USA auf­grund ihrer Daten abzu­schät­zen. Die vor­lie­gen­de Rechts­grund­la­gen­ana­ly­se weist all­ge­mein auf das bestehen­de Risi­ko hin. Die Ein­satz­richt­li­nie E 03135 defi­niert wel­che Daten in die Cloud bear­bei­tet wer­den dür­fen und wel­che nicht. […] 

Die Bun­des­ver­wal­tung über­mit­telt die Daten an Micro­soft in der EU (Irland), ein Land mit ange­mes­se­nen Daten­schutz­ni­veau gemäss Staa­ten­li­ste, basie­rend auf den Stan­dard­ver­trags­klau­seln mit Ergän­zung, dass auch das CH-DSG gül­tig ist. Ent­spre­chend der EU Boun­da­ry Mass­nah­men wer­den sämt­li­che Daten in EU/CH-Rechen­zen­tren gehalten. […]

Zu beach­ten sind fer­ner – in der Zen­tral­ver­wal­tung – Bestim­mun­gen der VDTI und der IAMV.

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